Leserbrief von Günter Grzega, CEO Sparda-Bank a.D.

Sehr geehrter Herr Lingens,
auf Grund Ihrer Email habe ich mir sofort Ihr Buch “Die Zerstörung der EU” gekauft und dieses Wochenende gelesen. Ich kann nur schlicht und einfach feststellen (und es gibt keinen Grund, mich bei Ihnen beliebt zu machen): Es ist nach meinem Empfinden das beste Buch zu Wirtschaft und Finanzen, das ich in den letzten 10 Jahren lesen durfte. Besser kann man m. E. die Zusammenhänge auch für “Laien” (oder Finanz- und Wirtschaftspraktiker wie mich) nicht erklären und ich ich habe in den letzten 10 Jahren -ohne Übertreibung – rund 200 Bücher zu diesem Thema gelesen. Selbst die für mich “Schmalspur-Akademiker” als wirklich gut empfundenen und für meine Vorträge inspirierenden Bücher von Mathias Binswanger (Geld aus dem Nichts), Heiner Flassbeck (Das Euro-Desaster), Dirk Ehnts (Geld und Kredit: eine €-päische Perspektive)  u. ä. bleiben für mich hinter Ihrem Werk zurück. Dirk Ehnts Buch habe ich als Pflichtlektüre für alle Studierenden für Studiengänge mit ökonomischen  Bezug  sowie als Antrittsgeschenk, das jeden neuen Bundestags- und Europa-Abgeordneten ausgehändigt werden muss, empfohlen. Aber Ihr Buch muss zusätzlich, und zwar an erster Stelle, an diesen Personenkreis und an alle Journalistik-StudentInnen ausgehändigt werden. Es wäre ein Segen für unsere Gesellschaft.

Einer Aussage in Ihrem Buch stimme ich allerdings nicht zu, nämlich auf Seite 74: “Dass sie dabei vielleicht auch zu viele kleinere – in Wirklichkeit nicht systemrelevante – Banken auffingen und damit….” Nach meinen Erfahrungen als Genossenschafts-Banker ist jede Bank systemrelevant, da – wie Sie richtiger Weise andern Orts feststellen – unser Geldsystem auf “Vertrauen aufgebaut ist”. Wenn aber beispielsweise Kundinnen/Kunden  ihr  mit oftmals wirklich spürbaren Verzicht auf Lebensqualität abgezweigtes Spargeld verlieren, weil bei einer “kleinen Bank” die “Rettung” nicht durchgeführt wird, dann können wir das grundsätzlich bestens funktionierende System der kleineren Genossenschaftsbanken und Sparkassen vergessen. Niemand mehr würde sein Geld bei diesen Institutionen als Spargeld hinterlegen, wenn klar wird, dass nur bei Großbanken die Einlagen sicher sind, weil sie im Fall des Falles “gerettet” werden. Dies wäre doch einfach kontraproduktiv in unserem Verständnis, oder? Hier müssen andere Regeln und Sanktionen gegenüber den Verantwortlichen gefunden und damit die Risiken eingedämmt werden.

Nochmals Gratulation und danke für Ihr Buch!

Günter Grzega

Vorstandsvorsitzender a.D. Sparda-Bank München, Vorstandsvorsitzender des Institut für Gemeinwohlorientierte Politikberatung Bonn.

2 Kommentare

  1. Lieber Herr Lingens,

    ihr Beitrag zu Volksbildung ist so wichtig und dringend notwendig!!

    Ihr Buch muss unbedingt weite Verbreitung finden. Ich denke es gehörte in den Pflicht-Lesestoff in jedes Gymnasiums und jede Handelsschule/Akademie.

    Deswegen würden wir Sie gerne zu einer Buchpräsentation und Diskussion im Oktober in Wien einladen.

    Wir haben einen Email Verteiler in Österreich von ca. 2000 und in Deutschland ca. 20.000 Interessierten/Mitgliedern. Wie könnten wir in Kontakt kommen?

    Franz Piribauer, Koordinator DSC-Wien-1, +43 650 524 6020

  2. Freue mich sehr für Dich. Ich finde es sehr gut, dass Du diesen Brief an Dich öffentlich gemacht hast.
    Auch deshalb weil Du als einer der ganz wenigen Top Journalisten immer mehrere Seiten einer Sache beleuchtest und dadurch den Leser bzw. der Leserin wesentlich mehr Möglichkeiten anbietest Erkenntnisse daraus zu gewinnen. Chapeau e. michael

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