Der tägliche Wahnsinn 1,2,3

Papst Franziskus ist ein sympathischer Mann mit sympathischen Ansichten zu Kriegen und Unrecht in der Welt. Bei seinem Besuch in Chile hat er sich einmal mehr für den gewaltigen Missbrauchsskandal entschuldigt, den katholischen Erziehungsinstitutionen auch in diesem Land verursacht haben. Obwohl katholische Priester also seit jeher, und heute nur etwas sichtbarer, eine breite Spur des Kindesmissbrauchs quer durch die Welt ziehen, ist auch Franziskus nicht bereit, von einem zufällig eingeführten Zölibat abzugehen, das zweifellos die zentrale Ursache dieses konzentrierten Missbrauchs durch katholische Priester darstellt.

  1. Fundamentalismus statt Ethik

Man nennt eine solche von keiner Erfahrung beeinflussbare dogmatische Haltung „fundamentalistisch“.

Bei allen weiteren Staatsbesuchen in Lateinamerika wird Franziskus die Armut breiter Bevölkerungsschichten beklagen, so wie er schon die Armut afrikanischer Entwicklungsländer beklagt hat. Zu ihren zentralen Ursachen zählt die mangelnde Geburtenkontrolle: Die Wirtschaft kann gar nicht so schnell wachsen, wie die Bevölkerung explodiert.

Auch zu dieser mangelnden Geburtenkontrolle leistet die katholische Kirche einen zentralen Beitrag, indem sie sie weiterhin ablehnt. Auch diese katholische Haltung verdient die Bezeichnung „fundamentalistisch“, und hat auf den Flüchtlingsstrom nach Europa einen kaum minderen Einfluss als der Fundamentalismus des Islam.

Dennoch ist die Mehrheit der Österreicher und schon gar die aktuelle Regierung der Meinung, dass der katholische Religionsunterricht unverzichtbar und Ethik-Unterricht an Schulen überflüssig ist.

  1. Apples Wertschätzung für Trump

Der Chef von Apple Tim Cook und Donald Trump lassen sich dafür feiern, dass Cook dank Trumps Steuerreform jetzt in den USA 38 Milliarden Dollar für das aus Europa heimgeholte Apple-Vermögen bezahlt und durch aktuelle Investitionen 20 000 Arbeitsplätze schaffen wird.

Die Investitionen in den USA sind unvermeidlich, weil Apple mit Alphabet/Google Schritthalten muss und seine IT-Fachleute in den USA leben. Das in Europa angesparte gewaltige Vermögen rührt davon her, dass Apple hier dank seines Sitzes in Irland kaum Steuer gezahlt hat. Bestünden die bisherigen US-Steuergesetze weiter, so müsste Apple, wenn es das Geld je zurückholte, weit höhere Steuern als 38 Milliarden USD bezahlen.

Aus neoliberaler Sicht war Trumps Steuerreform dennoch richtig. Sie hat schließlich dazu geführt, dass Apple das Geld schon jetzt in die USA zurückgeholt hat. Dass das US-Budget mit dieser Steuerreform ein dramatisches Defizit in Kauf nimmt, empfinden Neoliberale in diesem besonderen Fall als hinnehmbar – denn, wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es bekanntlich allen gut. Einschlägige Wirtschaftsjournalisten propagieren denn auch in der EU, in Deutschland oder Österreich eine Senkung der Unternehmenssteuern, um mit den USA Schritt zu halten.

Am besten wird es allen Menschen offenkundig gehen, wenn alle Unternehmen gar keine Steuern mehr bezahlen.

  1. Gerechtigkeit auf Griechisch

Der frühere Chef des griechischen Statistikamtes Andreas Georgiou, der vor einiger Zeit bereits zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden war, weil er sein Amt laut Anklage nicht korrekt wahrgenommen hat, wurde jetzt zusätzlich zur Zahlung von 10.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Wenn Sie, wie auch ich die längste Zeit, gemeint haben, es handle sich um jenen Statistiker, der durch seine Fälschungen dafür gesorgt hat, dass Griechenland entgegen den von der EU gestellten Bedingungen in die Eurozone aufgenommen wurde, befinden sie sich im Irrtum: Andreas Georgiou ist der Statistiker, der diese Fälschungen aufgedeckt und die richtigen Zahlen bekanntgegeben hat. Die Regierung Tsipras wirft ihm vor, dass er damit die griechische Finanzkrise ausgelöst hat und die Justiz hat einen Weg gefunden, diese Ansicht durch ihre Anklage zu unterstützen: Andreas Georgiou habe seine Kompetenz überschritten, indem er die neuen richtigen Zahlen ohne Rücksprache mit seinen Kollegen bekannt gab.

Ein Dutzend Wirtschaftsnobelpreisträger und alle statistischen Büros zivilisierter Staaten haben gegen das griechische Urteil protestiert. Mir fehlt bisher die empörte Reaktion der EU.

8 Kommentare

  1. Die empörte Reaktion der EU:
    Wäre es denkbar, hier einen Schritt weiter zu kommen? Indem zuständige Stellen der EU kommunizieren, dass man das so nicht hinnehmen will. Aber “mit flachem Ball”: auf eine Art und Weise, die einerseits dem verdienten Mann weiterhilft, ohne neue Emotionen hochzukochen, und andererseits den Griechen, die sich dafür interessieren, zeigt, dass “die EU” Schritte geht, die nachvollziehbare Verbesserungen bringen. Mit Geduld und ruhiger Beharrlichkeit ist so ein Weg möglich. Die ehrlichen Zahlen haben längerfristig sicher auch Vorteile gebracht. Was vielen nicht bewusst sein dürfte – wer schriebe denn auch über “so etwas” – etwas Gutes.

  2. ja, auch ich finde, dass das thema geburtenkontrolle vernachlässigt wird. wenn ein land seine bürger nicht mehr ernähren kann, muss es etwas unternehmen; den “überschuss” nach europs zu verfrachten kann ja nicht die lösung sein. das werden auch die grünen und bestimmte teile der spö zur kenntnis nehmen müssen, denn das sagen ihnen die wahlergebnisse!

    1. Ob das bei weiten Teilen von SPÖ und Grünen angekommen ist, bin ich mir nicht sicher. Da wird die FPÖ gerade jetzt wegen allfälligen Grenzschutz-Vorkehrungen – natürlich mit Unterstützung der “Qualitätsmedien” – massiv kritisiert.
      “Ihr Kinderlein kommet, kommet doch all” ist noch immer der Leitspruch der “No-Border – No-Nation” Fraktionen.

  3. Zu USA-Trump, EU-Griechenland:

    Es ist absolutes europäisches Wunschdenken, dass Trump des Amtes enthoben werden könnte. Er betreibt “amerikanische” Wirtschafts- und Sicherheitspolitik. Die Stimmung in den USA ist eine andere, als sie bei uns in Europa dargestellt wird. Das soll aber nicht heißen, dass ich Trump oder die US-Politik mag …

    Die EU hat sich nicht nur wegen Griechenland vollkommen lächerlich, sogar unglaubwürdig gemacht. Irische, Luxemburger (u. a.) Steuerpolitik sind ein hervorragendes Beispiel, dass es sehr lange dauern wird, dass “Europa” vernünftig entwickelt.

    Die USA hat nach einem schrecklichen Bürgerkrieg (1861-1865 mit 600.000 Toten, hauptsächlich wegen der Sklavereifrage) erst zu sich gefunden. Hoffentlich bleibt uns Ähnliches (z. B. wegen der “Flüchtlinsfrage” erspart. Die EU schönreden oder gar schönbeten hilft auch nicht wirklich, da man die Bürger dadurch immer mehr verärgert und “Austrittswünsche” – siehe GB – Wirklichkeit werden.

  4. Die Bevölkerungsexplosion in Afrika ist nicht nur den “Religionen” geschuldet. Auch in “unseren Breiten” ist die Bevölkerung gewachsen aber nicht explodiert. Frauen bei uns haben vor nicht allzu langer Zeit sehr viele Kinder bekommen, aber viele sind schon bei der Geburt gestorben und die meisten Menschen sind nicht sehr alt geworden (Hunger, Krankheit, Kriege, …).
    Die Ansichten des Papstes und auch anderer islamischen Religionsführer sind bezüglich Geburtenkontrolle und Bevölkerungsentwicklung natürlich ein Wahnsinn.

    Selbstverständlich wird es daher auch zukünftig zu gewaltigen “Flüchtlingswellen” aus Afrika nach Europa kommen, wenn sich das Europa gefallen lässt. Es wird auch immer wieder herzensgute Menschen geben, wie die kürzlich verstorbene Ute Bock, PML und andere, die allen Arten von Flüchtlingen helfen. Nur wird das “Gesamtproblem” dadurch nicht gelöst, auch nicht signifikant gemildert. Den “richtigen Sager” dazu hatte da wohl Peter Scholl-Latour mit: “Wer halb Kalkutta aufnimmt, rettet nicht Kalkutta, sondern der wird selbst zu Kalkutta!”

    Aber ein zunehmend wachsender Teil in Europa will nicht “Kalkutta” werden und wandert folglich politisch immer weiter nach rechts, lehnt den Islam ab, bezeichnet sich “aus Tradition” christlich und nimmt den Papst nicht wirklich ernst.

  5. S.g. Hr. Lingens, wenn Sie die alltäglichen menschlichen entscheidungen mit ein wenig distanz bewerten, dann müssen Sie erkennen, daß nur die allerwenigsten entscheidungen wissensbasiert und logisch sind.

    menschliche entscheidungen sind in den allermeisten fällen absolut unlogisch und manchmal dennoch zufällig richtig. die drei von Ihnen genannten beispiele (wobei das erste das m.E. tragischste der drei ist, weil es eine lange kette an (katholischem) ideologie-terror zeigt, die bis heute nicht wirklich endet) ließen sich beliebig lang erweitern. schon die erste europäische literarische quelle (illias) referiert eine einzige kette an irrationalem verhalten, das ist bis heute nicht anders geworden und wird sich auch nicht wirklich ändern.

    das dritte beispiel ist in seiner schlanken und nachvollziehbaren art das vielleicht unästhetischste der drei, weil hier auch nur der versuch, eine gute intention zu finden, im ansatz erstickt.

  6. Die Zahlen hat gar nicht Griechenland erarbeitet.
    Die Studie war outgesourct worden, von einer namhaften amerikanischen Beratungsagentur erstellt. Der Grieche kann maximal das aufgedeckt habe. Grundsätzlich hatten alle irgend etwas zusammengestrickt, die Griechen hätten die meisten Daten doch überhaupt nicht vorrätig gehabt. Oder liege ich hier falsch.

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