Maulheld Putin

Der russische Präsident hat in Syrien einiges an Gesicht verloren

Donald Trump hat nicht eine, sondern mehr als hundert Raketen auf Assads Syrien abgefeuert und Vladimir Putin hat nicht eine einzige abgeschossen, geschweige denn zurückgeschossen. Er hat sich zwar in die Formulierung gerettet, dass „kein russischer Soldat zu Schaden gekommen ist“, aber so hat seine Drohung nicht gelautet: Er hat angedroht, die von Trump getwitterte Rakete abzuschießen und den russischen Soldaten erst eingeführt, als er gemerkt hat, wie ernst es Trump meint.

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Trumps überraschende Sorgfalt

Die Ereignisse haben an der Situation in Syrien nicht das Geringste geändert- dort haben Russland und der Iran den Bürgerkrieg für Assad gewonnen- aber sie sind dennoch positiv:

  • Assad und alle anderen potentiellen Nutzer von Giftgas haben doch recht eindringlich erfahren, dass sein Einsatz massive Gegenreaktionen nach sich zieht.
  • Vor allem aber hat sich gezeigt, dass Trump (sein Kriegsminister) bei militärischen Aktionen doch mit der gebotenen Vorsicht vorgeht: Die Ziele waren sorgfältig ausgewählt und es wurde peinlich vermieden, russische Soldaten zu gefährden oder auch nur russisches Gerät zu zerstören.
  • Es ist ganz gut, dass Vladimir Putin bemerkt hat, wie gut und zielsicher amerikanische, britische und französische Marschflugkörper funktionieren und dass sie auch koordiniert eingesetzt werden können.

4 Kommentare

  1. Auch Verbündete können Ethisch handeln und einen Giftgasanschlag verurteilen, sie dürfen es anscheinend nicht artikulieren. Sind wir doch froh, dass Russland nicht eingegriffen, und den Angriff akzeptiert hat. Aus diesem Blickwinkel hat Putin besonnen reagiert und nicht sein Gesicht verloren.
    Der Angriff der Alliierten war richtig und zeigt Diktatoren ihre Grenzen auf. Insgesamt haben die USA über Jahrzehnte mit ihrer Nahostpolitik aber mehr Schaden angerichtet als es Russland je tun könnte.

  2. Russland scheint militärisch viel schwächer zu sein als ich lange angenommen habe. Anders lässt sich der Umgang der USA mit Russland nicht erklären, siehe Osteuropa, Ukraine oder Syrien. Sympathisch ist mir weder die amerikanische noch die russische Oligarchie.

  3. Es wird schwierig sein, den betroffenen Opfern und deren Familien zu erklären, dass sich an der Situation in Syrien nichts verändert hätte. Denn zweifelsfrei ist das Ausmaß der Tötungen und Zersörungen weiter angewachsen. Oder waren es nur 100 Marschflugkörper ohne Effekt? Womöglich nur ein Test zur Überprüfung der Koordinantionsfähigkeit innerhalb der NATO? Assad, Putin, Trump. Geht es überhaupt noch um die syrische Bevölkerung, oder nur mehr darum, wer „den Größten“ hat?

    Die Möglichkeiten wären ja da, aber es ist weithin kein zivilisatorischer Fortschritt erkennbar. Politische Interessen, die hinter jedem Krieg stehen, zielen stets auf einen Gewinn ab. Worin dieser angepeilte Gewinn bestehen soll, wird jedoch nie thematisiert. Vor allem nicht, wem dieser Gewinn zufallen soll und wer ihn aufbringen soll. Vielleicht könnte man aber solche krankheitswertigen Gewinnerwartungen auch ohne Tötungen und Zerstörungen aushandeln. Das wäre dann tatsächlich ein erster Schritt in Richtung Zivilisation, die ihren Namen verdient.

  4. Wegen Syrien einen Weltkrieg riskieren? Das konnte nur Trump (mit seinen europäischen Gefolgsleuten). Putin ist da offensichtlich eine – relativ – heile Welt lieber.
    Ich sehe daher nicht, dass Putin „sein Gesicht verloren hat“ – im Gegenteil …

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