Donald Trumps erste Aktion nach den Midterms: Er hat seinen Justizminister, Jeff Sessions in die Wüste geschickt. Das zeigt, wie wenig er sich als Verlierer dieser Wahlen empfindet.
Er hat nicht die geringste Angst davor, dass es seine Wiederwahl gefährdet, dass er aus denkbar subjektiven Motiven Einfluss auf die Justiz nimmt. Sessions, an sich ein strammer Konservativer, hat sein Amt dennoch ernst genommen und sich als befangen aus den Untersuchungen des Sonderermittlers Robert Mueller herausgehalten, die ergeben könnten, dass das Trump- Team mit Wladimir Putin zusammengearbeitet hat, um die US-Präsidentschaftswahlen zu Lasten von Hillary Clinton zu beeinflussen.
Trump nennt diese Untersuchungen eine “Hexenjagd” und will sie beendet wissen – er wird einen Justizminister ernennen, dem er das zutraut und hat nicht die Sorge, dass seine Anhänger das als zu großen Verstoß gegen Objektivität und die Rechtsstaatlichkeit empfinden. Denn die Midterms haben gezeigt: sie stehen treu zu ihm.
Der Sieg im Senat war klarer als die Niederlage in Kongress
Es war, trotz der Rückeroberung des Repräsentantenhauses durch die “Democrats” leider nicht der große Rückschlag für die “Republicans”. Denn es ist Tradition, dass der Präsident in den Midterms schlechter abschneidet. Noch fast jedem, auch Barack Obama oder Bill Clinton, ist es so ergangen und beide wurden als Präsidenten wiedergewählt.
Nur wenn der Rückschlag für Trump ein gewaltiger gewesen wäre, hätte man daraus Schlüsse auf die Präsidentschaftswahlen ziehen können.
Das US-Wahlsystem ist nun einmal ein Zwei- Kammersystem und die Democrats haben eben nur im “Congress” einen nicht sehr großen Sieg errungen, im “Senat”, der die einzelnen Bundesstaaten repräsentiert, aber eine deutliche Niederlage erlitten. Präsidentschaftswahlen – und das ist keineswegs undemokratisch – werden aber nicht danach entschieden, wer in den USA die insgesamt meisten Stimmen hat, sondern wer die in den nach ihrer Einwohnerzahl gewichteten Bundessaaten die Mehrheit gewonnen hat.
Richter sind wichtiger als die Mauer zu Mexiko
Und diesbezüglich sieht es für Trump eher eine Nuance besser als zuvor aus. Auch wenn er in den kommenden zwei Jahren schwerer “durchregieren” kann, weil er nicht mehr in beiden Kammern die Mehrheit hat. Aber viel Wichtiges hat er schon unter Dach und Fach und eine Menge – das besagt das Präsidialsystem nun einmal- kann er alleine entscheiden. Er wird keine Mauer gegenüber Mexiko mehr errichten können- aber das wird ihm nur unsinnige Ausgaben ersparen und seine Anhänger werden es den Democrats dennoch übelnehmen.
Umgekehrt macht ihm die klare Mehrheit im Senat Personalentscheidungen – etwa Richterernennungen- bedeutend leichter
Amerika bleibt ein gespaltenes Land, und in den ländlichen Regionen ist man unverändert davon begeistert, dass Trump “political correctness” ablehnt und vor allem so wenig wie möglich Migranten in den USA aufnehmen will. Diesbezüglich ist er voll auf der erfolgreichen Linie von Sebastian Kurz und H.C. Strache. Es ist höchst kongruent, dass sie gemeinsam dem Migrationspakt nicht beigetreten sind, obwohl der nur das selbstverständliche Menschenrecht auf Ortsveränderung festhält, keineswegs aber vorschreibt, dass der Migrant in dem Staat, dessen Grenze er erreicht, auch aufgenommen werden muss. In Summe gibt es derzeit in den USA mehr ländliche als städtische Regionen.
Die Wirtschaft läuft unverändert weit besser als in der EU
Wenn die gute Wirtschaftslage anhält, dann bleibe ich daher bei meiner Prognose, dass er 2020 leider wieder gewählt wird. Die Aussagen deutscher Ökonomen, dass seine Strafzölle die Wirtschaft negativ beeinflussen, ist eine sehr subjektive: Natürlich litte Deutschland gewaltig unter Strafzöllen auf Automobile. Aber die USA haben bisher keineswegs unter den Zöllen gelitten, die etwa die EU oder China als Gegenmaßnahmen auf die US-Zölle auf Stahl und Aluminium ergriffen haben – sie läuft im Gegenteil auf Hochtouren, weil sie auch nicht durch einen widersinnigen “Spar-Pakt” oder die “Lohnzurückhaltung” eines einzigen Landes – Deutschland – in ihrer freien Entfaltung eingebremst ist.
Nicht dass das Trumps Verdienst wäre- schon Obama hat diesen Aufschwung eingeleitet- aber er hat ihn durch die Verminderung der Unternehmenssteuern, die in den USA weit höher als in Europa waren, befördert, und seine Strafzölle gegen China befördern ihn in manchen Branchen weiter: Die Bevölkerung dankt Trump wieder eröffnete Stahlwerke. Zurecht hat schon Obama Zölle gegen Chinas Stahlimporte überlegt und auch die EU hat sie mittlerweile eingeleitet. Der völlig freie “Freihandel” ist nur in der Sicht mancher (in meinen Augen mäßig informierter) Ökonomen der selbstverständliche richtige Weg zu Wohlstand.
2 Kommentare
“Diesbezüglich ist er voll auf der erfolgreichen Linie von Sebastian Kurz und H.C. Strache”
Ist es nicht schön, dass zwei Österreicher eines 8 Mio. Landes dem US-Präsidenten die Richtung vorgegeben haben … 😉
Und Putin ist sowieso Straches best friend. Dann noch sein Tanzerl mit Karin Kneissl.
Alle tanzen nach unserer Pfeife. Das muss einmal gesagt werden.
Herr Lingens Sie schreiben: “leider nicht der große Rückschlag…”
Sie sind nicht objektiv, wenn Sie einen nicht mehr zu erwartenden Abgang von Trump bedauern. Ich erlaube mir eine gänzlich andere Meinung zu vertreten, nämlich Zufriedenheit darüber, dass Trump noch weitere 6 Jahre Präsident bleiben wird!