Prophetischer Journalismus

Am 27. November 2018 veröffentlichte Simon Parkin in der spanische Zeitung “El Pais” unter dem Titel “So wird die nächste globale Pandemie verlaufen” einen Text, den er folgendermaßen einleitete:

“Trotz aller Anstrengungen von Regierungen und Organisationen, sich auf das Schlimmste vorzubereiten, ist die Welt nicht auf den weltweiten Schub einer tödlichen ansteckenden Krankheit vorbereitet. Wenn gewettet würde, welches apokalyptische Ereignis die Menschheit am wahrscheinlichsten ausrottet, ist eine Pandemie viel wahrscheinlich als ein Atomkrieg… Im Februar 2017 warnte Bill Gates, dass ein patogener Keim, der sich in der Luft verbreitet, 30 Millionen Menschen töten könnte, wenn man nicht so rasch wie mögliche Maßnahmen ergriffe”.

Der Autor geht davon aus, dass die Pandemie von China ausginge, wo das Virus auf Tiermärkten erstmals entdeckt würde. Obwohl die Regierung drastische Maßnahmen verhängte, “breitete es sich ganz rasch aus und würde schon Tage später in anderen Ländern beobachtet.”

Dann zitiert Parkin die Vision eines US Wissenschaftlers, was zwischen bzw. in den verschiedenen Ländern passiert:

“Es gibt zu wenige Beatmungsgeräte…”

“Die Schließung der Flughäfen erfolgte zu spät, um die Verbreitung der Keime in der ganzen Welt zu unterbinden. Im Internet wird behauptet werden, die Pandemie sei Teil eines unverantwortlichen gentechnischen Experiments in China … die ersten Schulen zu schließen wäre die wichtigste Maßnahme die Seuche einzudämmen…Aber wer betreuet die Kinder. .. und was passiert mit der Wirtschaft, wenn die Eltern nicht mehr arbeiten können?… Versorgungsketten brechen zusammen…Wenn wir verbieten, dass Lastwägen zwischen den Ländern verkehren, wären in Kürze die Regale der Supermärkte leer…Gesundheitssysteme brechen zusammen. Spitäler sind nicht mehr in der Lage, sich adäquat um Patienten zu kümmern. Es gibt zu wenige Beatmungsgeräte… das ethische Problem taucht auf, wem man sie zur Verfügung stellt.”

“Donald Trump verhängt das Kriegsrecht…”

Ein besonderes Problem sieht Parkins Gesprächspartner im Schwinden der nationalen, aber vor allem der internationalen Solidarität:

“Die Pandemie bedroht alle Länder gleichermaßen…da die Mittel beschränkt sind, aktiviert das den Instinkt, sich zuerst um sich selbst zu kümmern. Die Tendenz geht in jedem Land dahin, Nahrungsmittel oder Medikamente zu horten…Donald Trump verhängt das Kriegsrecht und schließt die Grenzen zu Mexico und Canada.”

Erst ganz zum Schluss übt sich der Autor doch in Optimismus: “Bill Gates meint, wir wären einer Pandemie gewachsen, wenn wir unser Geld in deren Abwehr statt in Rüstung investierten.” Freilich sei fraglich, ob das gelinge.

PS: Ich persönlich erinnere mich, wenn von weisen Prophezeiungen die Rede ist, immer einer Auseinandersetzung, die vor 40 Jahren anlässlich eines Vortrages in Wien zwischen dem Philosophen Karl Popper und einem Grünen stattfand, der ihm erklärte, wie gewiss der Mensch die Natur vernichten würde. “Ich stelle jetzt einmal die These auf”, reagierte Popper, “dass auch ein Virus die Menschheit vernichten könnte.”

Simon Parkin in “El Pais”

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Simon Parkin

 

4 Kommentare

  1. Herr Lingens ich erkenne Sie nicht wieder in ihren Kommentaren? Weltuntergangsszenario Pur…
    wenn ich den Virulogen zuhöre verlaufen 85% der Infektionen leicht, bis mittel (Husten , leichtes Fieber, Grippesymptome. Ich bin 69 Jahre und gesund ( hoffe ich). Ich halte mich an die Vorschriften, aber Angst habe ich wenig. In ein paar Wochen werden wir mehr wissen. Noch mehr abschotten wird nicht gehen. Angst und Hysterei lähmt unser klares Denken.

  2. Ein sehr kluger Artikel. Nur ein Einwand, die „Auslöschung“ der Menschheit durch eine Pandemie scheint eher unwahrscheinlich. Selbst bei Millionen Toten, werden vermutlich einige Exemplare unserer Spezies überleben. Die Welt wäre vermutlich dann eine andere, und zynisch gesprochen, für die „Welt“ wären weniger Menschen sogar ein Segen.

  3. Georg Orwells 1984 habe ich mit 16 Jahren als Film gesehen und war tief getroffen, da ich das Verhalten von “Freunden” im Internat kennenlernte. Das mit dem Großen Bruder ist inzwischen mit unseren Handys Realität. Da ist der Große Bruder auch kein Freund.
    C’est la vie

  4. Der Glaube an die “internationale Solidarität” ist der größte Irrglaube und stellt noch alle Religionen in den Schatten. Klar, man wird noch träumen und hoffen dürfen, aber es wird nichts helfen, wie auch kein Gott auf dieser Welt helfen kann / wird …

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