Gibt es längst ein erfolgreiches Corona-Medikament?

In Südkorea und China hat man ein billiges Malaria-Medikament mit Erfolg genützt. In der EU wartet man, was die Pharmaindustrie anbieten wird. Obwohl Zeit eine entscheidende Rolle spielt.

Wie vermutlich allen Österreichern ist mir aus der Berichterstattung des ORF (und aller mir geläufigen deutsch- französisch oder englischsprachigen Sender) bekannt, dass Südkorea die Corona-Epidemie in kürzester Zeit unter Kontrolle gebracht hat.

Nur vage bekannt war mit bis heute, dass dort das öffentliche Leben keineswegs zum Stillstand gebracht wurde, sondern man nur, etwa wie in Schweden, auf die Kasernierung der Risikogruppe Wert gelegt und umfangreiche Testungen vorgenommen hat.

Und gar nicht bekannt war mir bis heute, dass Südkorea wie China und Singapur mit offensichtlich großem Erfolg ein billiges, altbekanntes Medikament eingesetzt hat: das Malaria-Medikament Hydroxychloroquin mit dem Handelsnamen Plaquenil.

In China erprobt, in Frankreich überprüft-aber nicht eingesetzt

Dass es mir heute bekannt ist, liegt an dem Blog, den der Professor für Antropologie der Medizin Jean Dominique Michel in Zusammenarbeit mit der “Tribune de Geneve” betreibt. Michel, der an zahlreichen Universitäten lehrt, unter welchen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen Medizin und Gesundheitssysteme funktionieren, erhebt darin den Vorwurf, dass uns der Erfolg dieses Medikaments durch mediale Desinformation vorenthalten wird und äußert den Verdacht, dass dabei die Eitelkeit medizinischer Experten, der Rechtfertigungsdruck von Politikern, die härteste Maßnahmen angeordnet haben und Überheblichkeit gegenüber chinesischen Studien eine Rolle spielt.

Professor Didier Raoult, Leiter des Universitätsinstituts für Infektionskrankheiten in Marseille und von “Nature” unter die wichtigsten Forscher zu diesem Thema gereiht, hat nämlich nach Prüfung einer chinesische Studie zum Einsatz von Hydrooxychloroquin am 26. Februar in einer Videobotschaft erklärt “Game over für Covid -19” – man kann es erfolgreich behandeln.

Seit 1949 gegen Malaria eingesetzt – aber Experten zu gefährlich

Aber statt dass die Frohbotschaft gefeiert und weltweit verbreitet worden wäre, haben diverse Experten Raoult wütend mit Argumenten widersprochen, die in Michels Augen unhaltbar sind. Insbesondere mit dem Argument, dass Plaquenil gefährlich sei – obwohl es seit 1949 gegen Malaria verwendet wird und sogar Schwangeren verabreicht wurde. Es sei zwar richtig und bekannt, dass es bei Überdosierung den Tod verursachen könne, aber das könnten fast alle Medikamente und in China habe man eine richtige, nicht zu hohe Dosierung angewendet.

Raoult erkämpfte und erhielt von den Behörden daraufhin die Erlaubnis zu einem Versuch unter der Aufsicht von Experten und es wurde an drei unterschiedlichen Instituten je 12 Corona- Infizierten Plaquenil verabreicht, während eine gleich große Kontrollgruppe es nicht erhielt. Das Resultat veröffentlichte Raoult am 16. März in der bedeutendsten Medizin-Zeitschrift “Lancet”: Nach 6 Tagen trugen nur mehr 25 Prozent derer, die Plaquenil erhalten hatten, das Virus in sich – bei denen, die es nicht erhalten hatten, waren es 90 Prozent.

Der Pharmaindustrie entginge ein Milliardengeschäft

Aber während Plaquenil in China und Südkorea zum Standard-Einsatz gegen Covid-19 zählte, wird in Europa  und bei uns nach wie vor sehnlich auf ein erfolgreiches Medikament gewartet.

Ich hege in diesem Zusammenhang einen von Michel nicht explizit geäußerten Verdacht: Plaquenil ist ein billiges Medikament mit abgelaufenem Patent – das neue Medikament, das die Pharmakonzerne demnächst herausbringen werden, wird sehr teuer sein und man wird es ihnen dennoch aus der Hand reißen, weil “Experten” Raoults Empfehlung als “umstritten” bezeichnen werden.

24 Kommentare

  1. https://techstartups.com/2020/03/18/breaking-controlled-clinical-study-conducted-doctors-%e2%80%8bin-france-shows-hydroxychloroquine-cures-100-coronavirus-patients-within-6-days-treatment-covidtrial-io/
    March 27, 2020 Update 9: BREAKING: French researchers just completed new additional study on 80 patients, results show a combination of Hydroxychloroquine and Azithromycin to be effective in treating COVID-19 patients. The team found that, by administering hydroxychloroquine combined with azithromycin, they were able to observe an improvement in all cases, except in one patient who arrived with an advanced form, who was over the age of 86, and in whom the evolution was irreversible.

  2. Wenn das Leben doch so einfach wäre.
    Vor 3 Tagen hat man sich über Donald Trump lustig gemacht, der genau dieses Medikament nannte.

    1. S.g. Herr Lingens,

      ich habe den von Ihnen erwähnten blog gelesen. Da drinnen steht genau was ich gemeint habe – durch das testen und rechtzeitige isolieren wurde in diesen Ländern die Situation rasch unter Kontrolle gebracht. Die Gabe der angesprochenen Medikament verkürzt offenbar die Zeit in der Personen ansteckend sind (hat also eine Beitrag geleistet?). Deswegen schrieb ich ja am Schluss meines ersten Kommentares ihre Schlussfolgerung, dass das wegen diesen Medikamenten gelang (so liest sich nämlich ihr Artikel), abenteuerlich ist.
      Alles weitere zu diesem Thema erspare ich mir und anderen, da es user Thomas sehr gut zusammengefasst hat.
      Lieb

  3. Lieber Herr Lingens,
    ich las ihren blog früher sehr gerne. Ihre volkswirtschaftlichen Ansätze schienen mir (ich bin volkswirtschaftlicher Laie) schlüssig. Was sie allerdings zum Thema Corona schreiben könnte genauso gut von einem x-beliebigen Verschwörungstheoretiker kommen. Sehr schwach und enttäuschend.
    Nach Lesen von diesem Artikel hab ich mal nach dem “Zaubermittel” gegoogelt. Das Mittel wird ja getestet und auch verwendet. Ich habe mir dann noch den podcast zu Medikamenten zur Behandlung angehört. Die Welt scheint halt nicht ganz so einfach zu sein wie sie hier schreiben. Und ja auch auf diesem Gebiet bin ich auch Laie, aber ich vertraue halt dann doch eher dem Experten (in diesem Fall der Meinung von Hr. Drosten) als einem Journalisten.
    Ihre Schlussfolgerung, dass diverse Länder die Situation wegen diesen Medikamenten so gut in den Griff bekamen, ist aus meiner Sicht abenteuerlich. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass die Isolierungen von Kranken rigoros gehandhabt wurden (und wohl noch werden). Dies scheint ein Hauptgrund für die rasche Meisterung zu sein. Was das Medikament damit zu tun haben soll kann ich absolut nicht nachvollziehen.
    Schreiben sie weiter, bleiben sie kritisch aber springen sie nicht auf den Boulevard-Zug auf.

    1. Sehr geehrter Herr Oberlerchner, ich gebe überwiegend Aussagen von Experten wieder, von denen Christian Drosten auch ein hervorragender ist. Googeln Sie bitte Professor Didier Raoult, einen der weltbesten Experten auf dem Gebiet der Mikrobiologie und Infektiologie und Sie werden erkennen, dass es mehr als einen Experten gibt. Der Professor für Mikrobiologie Didier Raoult ist berühmt für seinen Stil und seine Offenheit sowie für die Qualität seiner Forschung und leitet in Marseille die IHU-Mittelmeerinfektiologie, dessen Team die in Carry-le-Rouet (Bouches-du-Rhône) in Quarantäne gehaltenen Familien überwacht. Didier Raoult weigert sich, das Wuhan-Virus als “blinden Mörder” zu betrachten. “Im Zeitalter hyperreaktiver sozialer Medien haben Politiker Angst, nicht genug zu tun, deshalb tun sie manchmal zu viel”, sagte er. Unter anderem entdeckte die IHU von Marseille neue Mikroorganismen, eine neue Familie von Viren, und entwickelte mehrere Referenzbehandlungen, die derzeit weltweit eingesetzt werden. Er hat auch die weltweit solide Erfahrung mit der Verschreibung von Hydroxychloroquin im Zusammenhang mit neuen Indikationen, beispielsweise bei der von ihm entwickelten Behandlung von Infektionen mit intrazellulären Bakterien mit diesem Molekül.

      Seit der Bestätigung der Wirksamkeit der Kombination Hydroxychloroquin + Azithromycin gegen Covid, empfiehlt die IHU von Marseille die allgemeine Verschreibung für alle infizierten Personen. Mit zwei Argumenten:

      1) Die Behandlung ermöglicht es, die Viruslast in 6 Tagen (anstelle von 20 Tagen ohne Behandlung) zu reduzieren, wodurch die Anzahl der Tage, an denen eine infizierte Person ansteckend ist, signifikant reduziert werden kann. Mit offensichtlichen Auswirkungen auf das Fortschreiten der Epidemie.

      2) Es verhindert, dass bestimmte infizierte Personen Komplikationen entwickeln insbesondere bei Patienten die Vorerkrankungen haben. Die Behandlung ist einfach durchzuführen, das Medikament sehr gut verträglich und kann von praktischen Ärzten leicht abgegeben werden und halten Sie sich sich fest…. es kostet fast nichts.

      Zu denken gibt mir, dass die Kritik an Raoult von angeblich voneinander und von der Pharmaindustrie unabhängigen Bloggern auf Punkt-und Beistrich wortgleich geübt wird.

      Wenn Sie das Thema darüber hinaus interessiert, dann lesen Sie bitte http://jdmichel.blog.tdg.ch/archive/2020/03/24/covid-19-the-game-is-over-305275.html#more

    1. Die methodischen Probleme der Raoult -Studie sind mir natürlich bekannt: Das gewichtigste ist wohl das extrem kleine Sample. Im Übrigen waren die Einwände neben dem Michel- Blog aufgelistet. Ich höre auch ständig die Interviews mit Christian Drosten im NDR. Auch gegen seinen Führungsanspruch in virologischen Fragen bzw. einiger seiner Behauptungen sind im Internet natürlich auch Dutzende Einwände zu finden.
      Natürlich gibt es auch schon die Einwände Raoults auf die an seiner Studie geübte Kritik.
      Ich hoffe, mir in Kenntnis von Studien wie Einwänden ein vernünftiges Urteil gebildet zu haben. Das wichtigste Argument, Plaqunil ernst zu nehmen sehe ich darin, dass Raoults Mini-Studie ja die viel umfangreichere chinesische Studie zu Grunde liegt. Und vor allem steht fest, dass China wie Südkorea Plaquenil zur Anwendung empfohlen und zur Anwendung gebracht haben und dass beide Länder die Epidemie mit Erfolg eindämmten. Ich glaube nicht, dass die Gesundheitsexperten dieser beiden Länder ahnungslos sind.

      PS: Plaquenil kann auch nichts dafür, dass ein Idiot wie Donald Trump es als amerikanisches Wundermittel angepriesen hat und dass es durch unachtsame Dosierung tatsächlich zu gesundheitlichen Problemen bei seiner Anwendung gekommen ist. Diedier Raoult macht genaue Vorschriften für die Anwendung, dosiert Plquenil noch niedriger als die Chinesen und kombiniert dies in jedem Fall mit der Gabe eines Antibiotikums, das die Bakterien vernichtet, die sich nach der Vernichtung der Viren in der Lunge breit machen könnten.

  4. es wird auch in Österreich dzt bei symptomatischen Patienten in Spitälern angewendet – der registrierte Name ist Quensyl

  5. Es ist doch viel spannender, wenn die Weltwirtschaft – mit allen Folgewirkungen – vor die Hunde geht.
    Und sogar noch schlimmer ist, wenn B. Johnson und D. Trump mit ihren ersten Einschätzungen recht gehabt hätten …

  6. ein blick in wiipedia zeigt, dass die meinungen zu hydrochloroquin sehr geteilt sind und die substanz nicht ungefährlich ist!

  7. Sollte dieses Medikament tatsächlich eingesetzt werden können, dann ist es verantwortungslos allen gegenüber…es nicht anzubieten!

  8. Der Hinweis auf Plaquenil und die Umstände, die seine Anwendung in westlichen Staaten bisher verhindern, ist wieder ein guter Beweis für investigativen Journalismus. Das Festhalten an alten Positionen in den vorangegangenen Beiträgen aber muss nicht jedem als Charakterstärke erscheinen. Man kann darin auch Altersstarre sehen.

    1. So ist es. Das interessiert alternative Experten wie Herrn Lingens aber nicht.
      Es ist nur noch erschütternd wie seicht die Artikel geworden sind.
      Ob die ökonomische Kompetenz von Herrn Lingens genauso wie die medizinische ist? Von Wirtschaft verstehe ich eindeutig ungefähr soviel wie Lingens vom Medizin, nämlich fast nichts.
      Aber möglicherweise sollte man ihm da auch nicht allzu sehr vertrauen. Wird schon seine Gründe haben warum seine Publikationen nirgend rezensiert wurden.

      https://www.focus.de/gesundheit/news/wir-sind-kein-stueck-schlauer-top-virologe-drosten-entkraeftet-hoffnungsvolle-studie-zu-moeglichem-corona-heilmittel_id_11791311.html

      1. Die methodischen Probleme der Raoult -Studie sind mir natürlich bekannt: Das gewichtigste ist wohl das extrem kleine Sample. Im Übrigen waren die Einwände neben dem Michel- Blog aufgelistet. Ich höre auch ständig die Interviews mit Christian Drosten im NDR. Auch gegen seinen Führungsanspruch in virologischen Fragen bzw. einiger seiner Behauptungen sind im Internet natürlich auch Dutzende Einwände zu finden.
        Natürlich gibt es auch schon die Einwände Raoults auf die an seiner Studie geübte Kritik.
        Ich hoffe, mir in Kenntnis von Studien wie Einwänden ein vernünftiges Urteil gebildet zu haben. Das wichtigste Argument, Plaqunil ernst zu nehmen sehe ich darin, dass Raoults Mini-Studie ja die viel umfangreichere chinesische Studie zu Grunde liegt. Und vor allem steht fest, dass China wie Südkorea Plaquenil zur Anwendung empfohlen und zur Anwendung gebracht haben und dass beide Länder die Epidemie mit Erfolg eindämmten. Ich glaube nicht, dass die Gesundheitsexperten dieser beiden Länder ahnungslos sind.

        1. Selbstverständlich glaube ich, dass Sie sich gewissenhaft informieren und dass Sie alles gut meinen. Aber wir wissen auch, dass das Gegenteil von gut, gut gemeint ist.
          Vermutlich sitzen Sie daheim in Quarantäne und studieren die der Öffentlichkeit, für Laien zugänglichen Artikel. Aber das reicht nicht um damit Ihre Leser zu verunsichern.
          Auch in meinen Augen waren Sie einer der besten Journalisten des Landes, dessen Stimme immer noch Gewicht hat. Mein zunehmender, kaum verborgener Zorn rührt daher, dass Sie eben dabei sind Ihre Reputation leichtfertig zu verspielen. Ich bin einfach auch enttäuscht von Ihnen.
          Durch meine Ausbildung bin ich weit weniger Laie als Sie und trotzdem würde ich es nie wagen mit meinen Überlegungen die Öffentlichkeit zu verunsichern. (Auch wenn ich dazu gar nicht, wie Sie die Möglichkeit habe)
          Jetzt ist wirklich die Stunde der Spezialisten. Wissenschaft ist immer zweifeln! Glauben Sie mir alles, was Sie hier als große Erkenntnis veröffentlichen, ist auch den wirklich mit der Angelegenheit Betrauten bekannt. Bei der Behandlung von Intensivpatienten sind die Ärzte weltweit bezüglich der Therapien vernetzt. Es braucht keine Zurufe von Laien, ja diese sind sogar fahrlässig.
          Natürlich machen auch Experten Fehler, man wird die Maßnahmen später gewissenhaft evaluieren. Möglich, dass man die Einreise von China früher blockieren hätte sollen, statt am Flughafen Ankommende in der Inkubationszeit Fieber zu messen. Möglich auch, dass man den Schlosspark in Schönbrunn nicht hätte schließen müssen. Das alles ist im Augenblick nicht wirklich wichtig.
          Experten treffen auch ihre Entscheidungen nicht einsam daheim vor dem Computer, sondern meist in enger Absprache mit anderen Spezialisten.
          Möglich, dass sich später herausstellt, dass Sie in manchen Dinge recht hatten. Trotzdem ist es besser wenn Amateurwissenschaftler jetzt zurückhaltend mit ihren Äußerungen in der Öffentlichkeit sind!

          1. “Jetzt ist wirklich die Stunde der Spezialisten. Wissenschaft ist immer zweifeln”, völlig richtig, vielleicht sollten Sie Ihren Zorn an Didier Raoult, den möglicherweise weltbesten Mikrobiologen und Infektiologen auslassen, dessen Erkenntnisse und die seines Instituts ich zitiere, mehr nicht.

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