Was erhöht die Chance auf Erholung?

Noch sind keine Unternehmen kaputt, noch kann eine “Kontraktion” der Wirtschaft überbrückt werden. Vorausgesetzt, dass mit “Corona” etliches anders wird.

Wirtschaftskrisen sind nicht zuletzt ein psychologisches Phänomen – daher ein paar positive Hinweise: Die Gefahr, dass ein Wiederaufflammen von Covid-19 unser Gesundheitssystem überfordert, ist minimal. Denn es hat nach Deutschland die meisten Intensivbetten der Welt und tausend sind frei obwohl es noch immer letzte Grippekranke gibt.

Selbst gestapelte Särge in der Lombardei, in Madrid, Paris oder New York vermitteln nicht zwingend, was am Ende für ganz Italien oder die ganzen USA herauskommt. Im weit verzweigten Los Angeles ist die Mortalität eine ganz andere als im extrem verdichteten New York, im Süden Italiens eine ganz andere als im Smog der Lombardei. Sicher ist nur, dass “Sparen des Staates” die Mortalität maximiert: Wenn zu wenige Ärzte und Krankenschwestern mit zu wenig Schutzkleidung über zu wenige Intensivbetten verfügen, wie das für Italien, Spanien und selbst Frankreich zutrifft, dann werden sie selbst zu den gefährlichsten Infektions-Überträgern. Dann bedingt die totale Überlastung der Spitäler gestapelte Särge.

Etliche Epidemiologen sind daher der Ansicht, dass die Mortalität für die volle Bevölkerung unter keinen Umständen die von vielen Virologen in den Raum gestellten Horror -Extreme erreicht. Ich will das nicht beurteilen, bin aber folgender Aussage sicher: In Österreich oder Deutschland wird sie liegen, wo der Virologe Hendrik Streeck sie vermutet – beim langjährigen Durchschnitt.

Warum Helikopter-Geld?

Schwerer ist es, wirtschaftlich Positives aufzuspüren – aber es geht:

  • Das Corona-Virus hat nicht, wie Kriege, Erdbeben oder Unwetter, reale Werte zerstört. Noch ist das gesperrte VW-Werk in Wolfsburg unverändert das größte der Welt oder Magna in Graz einer der größten Zulieferer. Noch war auch jedes Café, jedes Modegeschäft oder Restaurant nur zugesperrt und ist um nichts schlechter als vor drei Monaten.
  • Anders als bei der Finanzkrise gibt es keine Angst-Verkrampfung des Bankenapparats, denn die Banken haben wesentlich mehr Eigenkapital, und es gibt geordnete Mechanismen zu ihrer Unterstützung. Sie wissen, dass sie schon einmal Schlimmeres überstanden haben.
  • Dass “Blasen” an Immobilien- Rohstoff- und Aktienmärkten geplatzt sind, ist nicht “die” Katastrophe: Das passiert immer wieder und muss sogar passieren- es verändert vor allem virtuelle Kontostände.

Ich werde daher in Zukunft nicht von einer “Krise” sondern einer “Kontraktion” der Wirtschaft schreiben – die am ehesten zu überbrücken ist, wenn Bürger und Unternehmen nach der Kontraktion finanziell exakt gleich gut wie vor der Kontraktion dastehen.

Warum ist bald wieder Sparen dumm?

Deshalb mein so dringender Appell, dass der Staat Geld derzeit mit der Großzügigkeit, aber zugleich Übersicht von Helikoptergeld verschenken, auf keinen Fall nur stunden möge, damit dieser Gleichstand wie bei einer Brücke erreicht wird, bei der das Tragwerk auch auf gleich große Pfeiler aufgesetzt werden muss. Daher mein Kummer darüber, dass Gernot Blümel unverändert meint, er müsse beim Helfen nach Kräften sparen damit die Staatsschuld nicht explodiert. Denn das tut sie nur, wenn die Wirtschaft ihre Kontraktion nicht denkbar rasch überbrückt, sondern in “Depression” kippt.

Warum brauchen die Bürger mehr Geld?

Es klingt unglaublich staatsmännisch, wenn man sagt, man könne das Geld für Arbeitslose nicht erhöhen, und für Kurzarbeiter nicht auf 100 Prozent aufstocken, um die Schulden nicht ins Unermessliche zu steigern. Aber in Wirklichkeit müsste man rechnen: Rund 13 Prozent Arbeitslose von März bis Mai 2020 minus 7 Prozent Arbeitslose im gleichen Zeitraum 2019 ergibt 6 Prozent, die sehr viel weniger als sonst ausgeben. Dieser Betrag geht der Wirtschaft ebenso an Geschäften verloren wie der Betrag, den so viel mehr Kurzarbeiter weniger als ihr volles Gehalt verdienen. Beides wäre Unternehmen laut Epidemie-Gesetz zu ersetzen. Das wird gemäß der aktuellen Beschlüsse nicht vor einem Jahr geschehen, indem man ihnen nachgewiesene Mindereinnahmen ersetzt – oder bald, wenn eine Bevölkerung, die ein höheres Arbeitslosengeld und weiterhin das volle Gehalt erhielte, in den nächsten Monaten sehr viel mehr einkaufen kann. “Bald” ist für alle Beteiligten ungleich vorteilhafter – die den Unternehmen zu ersetzenden Verluste vermindern sich um die Mehrausgaben der höher bezahlten Arbeitslosen und Kurzarbeiter.

Hohe Staatsschulden -Japan beweist es seit Jahrzehnten- sind nicht kritisch, wenn die Wirtschaft funktioniert. Kritisch ist ihr Kippen in Depression.

Warum sich etwas ändern muss

Angeblich wird nach Corona nichts mehr wie vorher sein. Das ist richtig und falsch: Richtig, weil die EU danach noch schwächer als davor sein wird – falsch, weil es nicht so sein muss, wenn sie sich ändert.

  • Wenn sie ihren Mitgliedern die obige Rechnung klar machte und die widersinnigen Sparauflagen des Vertrags von Maastricht endgültig ad acta legte. Wenn selbst Sebastian Kurz aufhörte, vom Sparen des Staates zu schwärmen.
  • Wenn die Lohnzurückhaltung voran Deutschlands nicht nur durch zuletzt passable Lohnerhöhungen vermindert würde, sondern wenn massive Lohnerhöhungen seine Lohnstückkosten wieder in die Nähe derer Italiens, Frankreichs oder Spaniens rückten, so dass Unternehmen wieder auf der Basis ihrer Innovation konkurrierten, statt dass ihr Erfolg davon abhängt, in welchem Ausmaß ihre Angestellten sie zu Lasten ihrer Löhne subventionieren.
  • Wenn man allenthalben die Steuern auf große Vermögen erhöhte, um kleine Einkommen zu entlasten und selbst die ÖVP das als wirtschaftsfreundlich begriffe. 

 

 

 

 

 

Ein Kommentar

  1. Viele Gasthäuser, Kaffeehäuser, Hotels, Geschäfte, kleine Gewerbebetriebe, … werden nach der Corona-Krise nicht mehr aufsperren. Es werden immer mehr, wenn die Krise noch länger dauert und man deren Öffnungen noch weiter hinauszögert. Da brauchen keine Bomben von oben herunterfallen. Diese Objekte und deren Einrichtungen werden ganz friedlich über die Jahre wegrosten und auch so unbrauchbar werden. Man braucht nur durch Dorfer zu fahren, wenn man das beobachten möchte.

    Natürlich “wird es weiter gehen”. Das tut es sogar in den unterentwickelten Regionen (z. B. in Afrika). Die Bevölkerung wird weiter wachsen und durch Zuzug auch bei uns. Ob das eine Perspektive ist?

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