Unser Schicksal hängt von den USA ab

Wenn die US- Wirtschaft sich lange nicht erholt, sind wir wie kein anderes Land betroffen. Die Chancen stehen gut, solange die US- Regierung Keynes statt Hayek folgt.

Gold ist die Währung der Angst – derzeit ist es so teuer wie nie.

Wie wir durch die Krise kommen, entscheidet sich in den USA. Denn unser BIP stammt zu 55,6 % (Deutschland 47 %) aus dem Export, und die USA sind nach Deutschland unser zweitgrößter Absatzmarkt. Zugleich sind sie Deutschlands größter Absatzmarkt, so dass sein Einbruch uns gleich doppelt trifft: einmal direkt und einmal via Deutschland.

Wie die USA die Krise bewältigen, entscheidet die Auseinandersetzung zwischen Republikanern und Demokraten. Vorerst ist sie verblüffend positiv verlaufen: Beide schienen zu begreifen, dass die Binnenkaufkraft erhalten bleiben muss, dass viel mehr Arbeitslose also ein viel höheres Entgelt erhalten müssen: Die 600 USD Aufzahlung pro Woche, über die ich hier berichtet habe, wurde einvernehmlich beschlossen. Donald Trump´s heftigster Kritiker, Nobelpreisträger Paul Krugman, kam nicht umhin, die Regierung dafür zu loben. (Ähnliches Lob für Türkis-Grüne bliebe ihm im Hals stecken, erwägen sie doch verstärkt degressives Arbeitslosengeld.)

Doch jetzt ist es mit dem Einvernehmen vorbei: Während die Demokraten das Corona-Budget auf 3,4 Billionen erhöhen wollen, drängen Tee Party-Republikaner, es bei einer Billion zu belassen und die 600USD pro Woche zu reduzieren. Ihr Argument erinnert an Sebastian Kurz: Sie sorgen sich, dass Menschen, die mehr Unterstützung erhalten, sich zu wenig um Jobs bemühen. Der Irrglaube, dass Arbeitslosigkeit aus Faulheit, nicht aber Job-Mangel resultiere, eint Konservative über Kontinente.

Trump hat die Situation zwar vorläufig gerettet, indem er 400 USD Aufzahlung pro Woche dekretierte, doch das Dekret wackelt: Auch wenn es die Demokraten im Kongress unterstützen, kann es der Senat mit republikanischer Mehrheit aufheben. Österreichs ökonomisches Schicksal wird also im höchsten Ausmaß vom Ausgang dieses Ringens- letztlich den US-Wahlen im November- abhängen.

Das Schicksal der ganzen Welt – Mega-Schulden oder Mega-Abschwung – hängt letztlich davon ab, wie die Auseinandersetzung zwischen John. M. Keynes und dem Österreicher Friedrich von Hayek endet. Im Kern hat Hayek behauptet, dass Eingriffe des Staates Krisen nur verschlimmern, nie aber bewältigen, während Keynes der Überzeugung war, dass der Staat eingreifen soll und es auch kann. Bei vergangenen Krisen- der der Dreißigerjahre, diversen Ölkrisen und zuletzt der Finanzkrise – sind selbst konservative Regierungen letztlich stets Keynes gefolgt und waren damit erfolgreich. Aber bei jeder neuen Krise melden sich Hayeks Jünger erneut zu Wort – in Österreich fürchtete Notenbank-Chef Robert Holzmann, dass faulen Unternehmen reinigende Pleiten erspart blieben- und unter „Hausfrauen“ sind Hayeks Reserven gegen den Staat nach wie vor präsent: Wie Sebastian Kurz, Gernot Blümel oder WIFO-Chef Christoph Badelt glauben sie unverändert, dass am Ende nur Sparen des Staates Wirtschaftskrisen überwindet, obwohl das saldenmechanisch unmöglich ist: Weniger Einkäufe=weniger Verkäufe können die Wirtschaft unmöglich beleben.

Selbst Leser, die mir das glauben, haben freilich Probleme, Geldausgeben des Staates als Lösung zu akzeptieren: Es könne doch unmöglich angehen, dass Staaten Jahre hindurch Schulden machen. „Das Unheil der Welt bestehe in ihrer zunehmenden Überschuldung“, meinen selbst ernstzunehmende Ökonomen, indem sie einmal mehr die Saldenmechanik negieren: Allen Schulden stehen aus Gründen der Mathematik gleich große Guthaben gegenüber.

Staaten können durch Schulden nicht Pleite gehen, wenn sie über eine eigene Notenbank verfügen, die ihnen Geld druckt- wohl aber gehen sie zu Grunde, wenn ihre Wirtschaft zu funktionieren aufhört. Wirtschaft funktioniert, solange Unternehmen auf der Basis ausrechender Ressourcen- Bodenschätze und Energie- ausreichend produzieren. Theoretisch könnte das auch nur durch Roboter geschehen- und so wird es irgendwann auch sein. In der Gegenwart geschieht es, weil Menschen in Unternehmen arbeiten und ihnen umso mehr abkaufen, je mehr sie verdienen. Grundsätzlich ist Wohlstand also abseits ausreichender Ressourcen nur von der Zahl produzierend Beschäftigter und ihrer Bezahlung abhängig.

Das Grund-Problem der Gegenwart ist die Schieflage bei dieser Bezahlung: Die Masseneinkommen bleiben zu sehr hinter den Einkommen einer immer kleineren Elite zurück. Das aktuelle Corona-Problem besteht in der dramatischen Verschärfung dieser Schieflage: Viel mehr Arbeitslose und Kurzarbeiter bedingen eine deutliche Verringerung der Kaufkraft. Sie ist es, die der Staat angesichts so vieler Arbeitsloser mittels noch so hoher Schulden erhalten muss, um den Unternehmen solange Absatz zu garantieren, bis das wieder durch Vollbeschäftigung geschieht.

Dass das mittels Gelddruckens möglich ist, haben die USA zwischen 1940 und 45 bewiesen: Sie haben in keiner Weise „erspartes Geld“ investiert, sondern der bereits hoch verschuldete Staat hat „Dollars gedruckt“ und Unternehmen- leider voran Rüstungsunternehmen- versprochen, ihnen damit große Warenmengen abzukaufen. So wurden die Waren geschaffen, die dem gedruckten Geld als Werte gegenüberstehen. Daher hat es keine Inflation gegeben, und die Wirtschaft ist mit Raten von 17 bis 20 Prozent gewachsen.

Leider war nur die Bedrohung durch Krieg in der Lage, Regierung und Bevölkerung in der Befolgung dieses saldenmechanisch richtigen Rezeptes zu einen. Ich kann nur hoffen, dass die Bedrohung durch Covid-19 das auch tut.

 

 

 

3 Kommentare

  1. Wenn wir weltweit die Personen mit mehrfachen Vorerkrankungen durch übertriebene, ungesunde Hygienemaßnahmen schützen, schaffen wir viele Arbeitsplätze in der Pharmaindustrie und jede Menge Müll. Die Waffen- und Mineralöllobby findet sicher einen sicheren Hafen für Macht und Einfluss, im Gespann mit den Pharmakonzernen. Menschen mit gesundem Geist und gesundem Körper, sollten aber in eine moderne, subsidiäre, dezentrale Kreislaufwirtschaft investieren. Wenn dafür viel Geld zur Verfügung gestellt wird, dann haben wir eine rosige Zukunft. Not macht erfinderisch. Die Klimaerhitzung bringt uns sicher noch mehr Not, je länger wir warten. Halbherzige Aktionen sind fehl am Platz. Die Lösungen sind ja längt schon erfunden. Lernen von den Besten ist angesagt.

  2. Das wirtschaftliche Wohl des Restes der Welt ist schon seit Jahrzehnten in erheblichem Ausmaß den USA zu verdanken. Seit den 1970er Jahren verzeichnen die USA Leistungsbilanzdefizite, in den letzten Jahren in gigantischem Ausmaß. Ein Leistungsbilanzdefizit seitens der USA bedeutet einen Leistungsbilanzüberschuß im Rest der Welt. Dies bedeutet, dass die USA grenzüberschreitend deficit spending für den Rest der Welt machen, und zwar schon seit Jahrzehnten. Ein gutes Ausmaß an Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand im Rest der Welt ist dem Umstand zu verdanken, dass die USA seit Jahrzehnten grenzüberschreitend über ihre Verhältnisse leben. Dies wird so bleiben, egal, oder der nächste Präsident Trump oder Biden heißt.

    Die Auseinandersetzung Keynes/Hayek hat Keynes schon vor langer Zeit gewonnen. Der ständige Hinweis auf die Formeln Einkäufe=Verkäufe bzw. Schulden=Guthaben ist überflüssig. Es geht nie um Schulden per se, sondern immer um die Verwendung der Schulden. Werden mit Schulden Werte geschaffen, sind sie willkommen zu heißen. Werden sie für den Sommerurlaub verwendet, wird es nach der Rückkehr aus dem Urlaub problematisch.

    Der Satz „Staaten können durch Schulden nicht Pleite gehen, wenn sie über eine eigene Notenbank verfügen, die ihnen Geld druckt“ ist doch sehr irreführend. Ich kenne keinen einzigen Fall einer Staatspleite, der mit der eigenen Landeswährung zu tun hatte. Staaten gehen pleite, weil sie ihre Fremdwährungsverbindlichkeiten nicht mehr erfüllen können und weil es keinen Staat gibt, der Fremdwährungen drucken kann. Unter den großen Schuldnerstaaten sind die USA wahrscheinlich die einzigen, die alle ihre In- und Auslandsschulden in ihrer eigenen Landeswährung haben. Da dies auch die maßgebliche Reservewährung der Welt ist und da die USA ein hervorragender Wirtschafts- und Investitionsstandort sind, sind die USA wahrscheinlich die einzigen, die wirklich nicht pleite gehen können.

  3. Eigentlich wäre die Bedrohung durch den Klimawandel schlimm genug, um Anstrengungen wie im WW II zu rechtfertigen – mit dem Vorteil, dass nichts zerstört würde, sondern wir unabhängiger von einigen der schlimmsten Menschenrechtsverletzer würden.
    Leider fehlt unseren Politikern dafür die Weitsicht.

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