Eine gemeinsam mit dem Philosophen Sir Karl Popper erstellte Bilanz des Christentums: noch verantwortet der Islam weniger Tote und Ermordete. Doch er holt auf.
So sehr Regierung und Opposition in ihrer Kritik am Umgang des BVT mit islamistischem Terror differieren haben sie doch gleichermaßen peinlich vermieden, den Islam als solchen zu kritisieren. Es gäbe, darin sind sie mit Kardinal Christoph Schönborn und Ümit Vural von der islamischen Glaubensgemeinschaft einig, den „guten Islam“, zu dem sich die überwältigende Mehrheit der Moslems bekenne und einen Fundamentalismus, der im Widerspruch zum ihm stünde- obwohl die vom IS vertretenen Glaubenssätze auch alle im Koran zu finden sind.
Religion ist hierzulande unbestritten „gut“ und das Schlimmste wäre „Islamophobie“. Ich halte Aggression im Umgang mit dem Islam auch für kontraproduktiv, meine aber, dass man die Rückwirkung jeder Religion auf das Zusammenleben der Menschen diskutieren muss. Um den Falter nicht dem Schicksal von Charlie Hebdo auszusetzen, konzentriere ich mich dabei auf das Christentum und teile folgende, gemeinsam mit Karl Popper erstellte Bilanz seines Wirkens:
Was steht auf der Haben-Seite des Christentums?
Auf seiner Habenseite steht, dass Jesus dem Rachegott des alten Testaments (das drei Viertel der Bibel füllt) vielfach widersprach. („Wenn man dich auf die rechte Wange schlägt…“) Allerdings vermochte selbst er seinen Ansprüchen nicht immer zu genügen: Seinen Gegnern unter den Schriftgelehrten, „dieser Schlangenbrut“, droht er die Hölle an. Dagegen gestand er Maria Magdalena zu, ihm zuzuhören, was aber schon Thomas von Aquin missfiel: „Das Weib verhält sich zum Manne wie das Defekte zum Vollkommenen.“ Aus Jesu Gleichheit aller Christen (nicht aller Menschen) vor Gott wurde – freilich erst nach Aufklärung und französischer Revolution – die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz.
Christliche Nächstenliebe zeigt sich bis heute in der „Caritas“, bei manchen US-Milliardären und diversen Missionaren. Christlicher Glaube hat herrliche Kunstwerke hinterlassen. Einige Mönche haben die Wissenschaften bereichert. Und vor achtzig Jahren haben Franz Jägerstätter oder Kardinal Clemens von Galen einsamen Widerstand gegen den Holocaust gleistet.
Die negative Seite des Christentums
Dem steht die Verbindung des Christentums mit mörderischen Kriegen gegenüber. Einen ersten beschreibt die Bibel so: Der Herr erteilte Moses den Auftrag, die Israeliten an den Midianitern zu rächen, indem er „alle ihre Soldaten und alle männlichen Kinder und Frauen tötet, die keine Jungfrauen sind – aber die Frauen, die noch nicht mit einem Mann geschlafen haben, lasst für euch am Leben“. (= Genozid + Vergewaltigung) Es folgen (kursorisch) folgende Kriege: Die Kreuzzüge; die Dezimierung der Mauren und der indigenen Bevölkerung Amerikas unter Isabella der Katholischen; der dreißigjährige Krieg. Dazu Hexenverbrennungen und Inquisition.
Wie fast alle Religionen achtet das Christentum das „Erdenleben“ geringer als das „ewige Leben“, das ihm angeblich folgt. Das hat gläubige Untertanen zur Freude aller Fürsten durch Jahrhunderte gehindert, mit Nachdruck bessere Bedingungen für ihr irdisches Lebens zu fordern. Bis in die jüngste Zeit hat sich voran die katholische Kirche immer wieder mit Diktatoren verbündet – egal ob in Lateinamerika, in Dollfuß’ Österreich, Mussolinis Italien, Salazars Portugal oder Francos Spanien. Gleichzeitig hat religiöses Denken den Fortschritt der Wissenschaften und damit wirtschaftlichen wie sozialen Fortschritte durch Ächtung einiger der größten Forscher und durch Denkverbote behindert.
Die Diskriminierung der Frau in der katholischen Kirche hat zwangsläufig zu ihrer Diskriminierung im abendländischen Kulturkreis geführt. Homosexualität zur „Todsünde“ zu stempeln hat sechs Prozent der Bevölkerung Ächtung und Verfolgung ausgesetzt – in Auschwitz wurden auch 50.000 Schwule vergast. Indem die Christen den Juden den Mord an Christus angelastet haben, haben sie den Grundstein zu zweitausend Jahren Antisemitismus, zahllosen Pogromen und dem größten Verbrechen der Geschichte, dem Holocaust gelegt.
Allerdings kann man zu Beginn des dritten Jahrtausends konstatieren: Wissenschaft, Aufklärung und Zeitablauf haben Rigidität und Aggressivität der christlichen Religionen derart geschwächt, dass man sie nicht mehr entfernt im früheren Ausmaß fürchten muss.
Noch verantwortet der Islam weniger Tote
Der sehr viel weniger geschwächte Islam ist dem einstigen Christentum, was Homosexualität, Wissenschaft oder die Stellung der Frau betrifft, bis heute sehr ähnlich. Er bedingte aber weit weniger Kriege: Türkisch- islamische Herrschaft im osmanischen Reich war erstaunlich tolerant- bis auch sie mit dem Genozid an den Armeniern entgleiste.
Das große Problem besteht darin, dass der Islam durch Aufklärung und Zeitablauf ungleich weniger als das Christentum geschwächt wurde, so dass der Koran heute weit mehr praktische Bedeutung als die Bibel hat. Zum Umgang mit „Ungläubigen“ lassen sich dort zahllose Suren finden, die an Moses Umgang mit den Medanitern erinnern. Entsprechend stark erinnern die aktuellen Kämpfe zwischen Schiiten und Sunniten in ihrer Absurdität an die zwischen Katholiken und Protestanten. Und in allen islamischen Ländern sind Christen nicht entfernt so anerkannt wie Muslime in christlichen Ländern. Nicht zuletzt gibt es seltener christliche Attentäter wie Anders Breivik als islamistische Attentäter wie Kujtim F.
Ich meine daher, dass wir darüber nachdenken sollten, ob der Staat „Religion“ wirklich durch verpflichtenden Unterricht fördern soll – ob er nicht eher verpflichtet ist, sie durch Ethik- Unterricht zu relativieren.
6 Kommentare
Ich teile die Einschätzung von Herrn Lingens und hätte noch viel dazu zu sagen, das diesen Rahmen sprengen würde.
Nur, man sollte bei ihrer Gefährlichkeit sehr wohl zwischen den Religionen unterscheiden.
Es ist sehr schwierig zum Judentum zu konvertieren, eigentlich braucht man eine jüdische Mutter. Auch für den Hinduismus sollte man in dem ungerechten Kastensystem geboren sein. Selbst der Buddhismus kennt kaum Missionstätigkeit. Die Verbrechen dieser Religionen bleiben dadurch überschaubar.
Es ist das „Gehet hin in alle Welt und lehrt das Evangelium“, das für das schlimmste Leid bis in die Gegenwart verantwortlich ist. Es ist der Missionsauftrag, der dazu geführt hat, dass sich Christentum und Islam wie Krebsgeschwüre über alte Kulturen in der ganzen Welt ausbreitet haben und viel zerstört haben.
Ein Austritt oder Wechsel wird mir ewiger Verdammnis, gelegentlich mit dem Tod, zumindest mit sozialer Ächtung bedroht.
Auch kleinere Gruppierungen wie Mormonen, Zeugen Jehovas oder Scientology sind deshalb besonders gefährlich.
Anbei meine Sicht zum Thema „ Wie friedlich ist Religion?“
Bis zu dem schändlichen islamistischen Terrorangriff in Wien am 2. November dieses Jahres (vier Personen wurden getötet und 23 weitere, zum Teil schwer verletzt) wurden solche Attacken von der Politik, von der Justiz und von den meisten Medien unseres Landes lediglich als bedauerliche Einzelfälle psychisch labiler Personen kleingeredet.
So geschah es auch mit der Amokfahrt des Bosniers Alen R. 2015 in Graz mit drei Toten und 36 Verletzten. Damals wurde noch jeglicher islamische Bezug völlig ausgeblendet.
Und jetzt – fünf Jahre später – werden psychojuristische Begriffe wie „geistig abnorme Rechtsbrecher“ (§21 StGB) bemüht, um das Phänomen des hausgemachten islamischen Terrors in Österreich in den Griff zu bekommen.
Islamische Terroristen sollen, wenn von ihnen eine weitere Gefährdung ausgeht, in den Maßnahmenvollzug für geistig abnorme Rechtsbrecher übernommen und so der Gesellschaft entzogen werden.
Solche Terrorangriffe sind aber keinesfalls Ausdruck einer Geisteskrankheit oder auch geistigen Verwirrung, sondern vielmehr eine äußerst erfolgreiche Strategie einer asymmetrischen Kriegsführung gegen die westliche, nihilistische Konsumgesellschaft.
Sinnfälligstes Beispiel dazu war der Terrorangriff auf die Twin Towers in New York am 11. September 2001: Eine Handvoll, lediglich mit Teppichmessern bewaffnete Islamisten schafften es – vor laufenden Kameras – die stärkste Militärmacht der Welt, die USA, zu demütigen. Und tausende Menschen wurden Opfer dieses Irrsinns.
Die Bereitschaft zur Gewalt ist tief in die DNA des Islams eingebrannt. Das ist die traurige Wahrheit, die man aussprechen muss.
Wir dürfen uns daher folgenden grundsätzlichen Erkenntnissen nicht mehr verschließen:
Seriöse Schätzungen und empirische Untersuchungen vermitteln, dass zwei Drittel der Muslime in unserem Land dem politischen Islam zuzurechnen sind. Nach der Flucht des Propheten im Jahr 622 nach Medina hat sich der Islam – im Gegensatz zum Christentum – zu einer zutiefst politisch ausgerichteten Religion mit einem klaren Herrschaftsanspruch entwickelt. Die Frage hierbei ist nur, welche Stufe der Radikalität bei der Verfolgung der Ziele angestrebt wird.
Ein liberaler europäischer Islam hat keine Zukunft. Dies wissen die Patenländer wie Saudi-Arabien, die Türkei, aber auch der Iran zu verhindern, von denen die religiösen islamischen Organisationen bei uns personell wie auch finanziell abhängig sind. Gar nicht so selten muss die Polizei liberale Proponenten des Islams vor ihren eigenen Glaubensbrüdern schützen.
In dem Youtubevideo „Wir und der politische Islam“ werden allgemeine Überlegungen zum Islam und zur Migration angestellt und Lösungsvorschläge zum Zusammenleben mit den Moslems in Österreich präsentiert. Hören Sie sich dies an!
Videobeitrag auf Youtube:
Ich stimme Ihnen zu; in der Schule Ethikunterricht für alle, Religion ist bei uns Privatsache, daher sollten für jeglichen Religionsunterricht die jeweiligen Kirchen außerhalb der Schule zuständig und verantwortlich sein. Das Konkordat ist überholt. Wobei aber die Inhalte des Religionsunterrichts durchaus zu hinterfragen sind, u. zw. wieweit sie mit unserem Werte- und Rechtssystem vereinbar sind. Gerade bei den Koranschulen wäre diese Prüfung wichtig.
… man vergleiche den Lebenslauf von Jesus und Mohammed – das sollte einem denkenden Menschen genug zu denken geben.
Was allerdings die jeweils Gläubigen aus den Vorgaben ihrer Propheten machen, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Aber die Voraussetzungen der christlichen Seite sind auf jeden Fall menschlicher, das ist eigentlich nicht verhandelbar …
Jesus und Mohammed sind selbst als „historische Figuren“ äußerst umstritten. Das allermeiste über diese zwei Männer wurde – gut? – erfunden.
Die „heiligen Bücher“ sind allesamt Kampfschriften und wurden im Laufe der Zeit immer – je nach Bedarf – umgedichtet und umgedeutet.
Viel spannender ist aber das Heute. Eine SPÖ, die sich besonders in den 70ern „antireligiös“ gegeben hat, verschließt vor dem Islam und den heutigen „Zuwanderern“ weitgehend die Augen. In deren Augen kommt der große Feind ausschließlich von rechts. Wie sich „unsere“ Gesellschaft aufgrund divergierender Geburtenraten gewandelt hat und noch immer wandelt – die 2015 „Flüchtlingsbewegung“ ist nur das Sahnehäubchen – ist den Linken offensichtlich wurscht.
Aber diese Änderung unserer Gesellschaft wird die Rechten schon relativ bald stark befeuern. Nach J. Haider und HC Strache bedarf es bei den Blauen dazu nur eines „starken Mannes“. Ich sage bewusst „starken Mann“, weil ich P. Rendi-Wagner für eine politisch schwache Frau halte und viele Rote dann wieder nach rechts wandern werden.