Die Satiren, mit denen sich fünfzig deutschsprachige Schauspieler, darunter Nina Proll, Nicholas Ofczarek oder Manuel Rubey über den „Lock down“ lustig machen und der Presse vorwerfen, die „Maßnahmen“ der Regierung kritiklos zu vertreten, haben in den sozialen Medien bekanntlich sowohl begeisterte Zustimmung wie wütende Ablehnung ausgelöst.
Meine Reaktion ist ebenso gespalten. Einerseits verstehe ich den besonderen Frust von Schauspielern – mein jüngster Sohn hat diesen Beruf ergriffen – die tatsächlich die letzten waren, um die sich die Regierung, voran in Österreich, gekümmert haben. Ohne unsere Hilfe wäre unser Sohn vermutlich in existenzielle Schwierigkeiten geraten. Natürlich ist auch charakteristisch, dass es keinen Kulturminister gibt, dass mit Ulrike Lunacek primär eine restlos ahnungslose Staatssekretärin bestellt wurde und man Sport-Minister Werner Kogler bei jeder Rede anmerkte, wie wenig die Kultur ihn interessiert: Die Probleme der Theater wurden meist erst nach denen der Bordelle erwähnt. Auch bei den Lockerungsschritten galt das Interesse voran dem Handel, danach der Gastronomie, danach Friseuren und Fitness-Studios und nie den Theatern.
Der minimale Stellenwert der Kultur
Dass sich aus den von Helga Rabl-Stadler tapfer durchgezogenen Salzburger Festspielen in keiner Weise ein Corona-Cluster ergab, führte nie zu Diskussionen, die Öffnung von Theatern unter Einhaltung von Sicherheitskonzepten, wie sie durchwegs erarbeitet wurden, zumindest zu prüfen und in medizinisch überwachten Versuchen zu testen.
So bin ich ziemlich überzeugt, dass die Ansteckungsgefahr unter Theaterbesuchern, die getrennt sitzen und Masken tragen, ungleich geringer wäre als unter den Menschen, die in einem Geschäft von XXX-Lutz die meisten Prozente erhalten wollen.
Die Pandemie hat tatsächlich den besonders geringen Stellenwert aufgezeigt, den „Kultur“ in Österreich und wahrscheinlich auch in Deutschland abseits von Sonntagsreden besitzt.
Aber das ändert nichts daran, dass man eine lebensgefährliche Pandemie am erfolgreichsten mittels eines möglichst harten Lock-down bekämpft und dass der leider auch die Theater umfasst. Selbst wenn sie geöffnet wären, schlösse die abendliche Ausgangssperre ihren Besuch aus, und eine solche Ausgangsperre kann eben sehr wohl eine unbedingt notwendige „Maßnahme“ der Regierung darstellen. Weil es bei Covid-19 eben nicht um eine Grippe, sondern um eine Krankheit geht, die nicht nur bei mir mit 81 Jahren und drei Herzinfarkten vermutlich tödlich ausginge, sondern auch bei Menschen im Alter Prolls oder Ofczareks tödlich enden kann.
Die Regierung hat ein Recht darauf, sich im Kampf gegen eine neue solche Seuche auch bei dieser oder jener ihrer Maßnahmen auch zu irren und vielleicht zu viele Institutionen zuzusperren. Weil zu wenige zuzusperren eben tödlich sein kann.
Begeisterte Zustimmung aus der FPÖ
Es muss Nina Proll oder Nicholas Ofczarek doch einigermaßen nachdenklich stimmen, dass sie die größte Zustimmung aus den Reihen der FPÖ oder der AfD erhalten, dass Herbert Kickl sich demnächst auf sie berufen wird, wenn er von der Corona-Diktatur faselt.
Es stimmt sie auch nachdenklich- viele der fünfzig rudern zurück und erklären, dass sie diese Reaktion nicht gewollt, es so nicht gemeint hätten. Aber das hätten sie bei etwas Nachdenken vorher wissen können. So wie von der Regierung, kann man auch von Schauspielern längeres Nachdenken verlangen, ehe sie ihren Beitrag ins Netz stellen.
Wir befinden uns – Gott sei Dank- in der letzten Phase der Pandemie. Es braucht nur noch durch ein paar Wochen die Bereitschaft, „Maßnahmen“ der Regierung – mögen sie nun klüger oder dümmer sein- einigermaßen strikte zu befolgen.
Die Bereitschaft durch eine nicht zuletzt auch eitle Aktion zu erschweren, scheint mir keine Leistung, der ich applaudiere.
11 Kommentare
1) Frau Ulrike Lunacek ist schon seid Monaten zurückgetreten
2) Für alle Künstler gibt es den Härtefon von dem auch alle anderen leben können
3) Die Kunst lebt halt fast nur von Förderungen
Vielen Dank Hr. Dr. Lingens für einen – wieder einmal! – sehr treffsicheren Kommentar und eine exzellente Analyse. Die Aufregung der Künstlerinnen und Künstler in Österreich über ihre existenzbedrohliche Situation in Zeiten der Pandemie ist (mehr als) begreiflich und äußerst verständlich.
Das Land der Bregenzer und Salzburger Festspiele, in dem Kunst und Kultur immer schon hochgehalten und verehrt wurden, wird nicht zuletzt von den Touristen aus aller Welt wegen seines Wolferl Amadeus Mozart, seines Haydn, seiner Walzer und seines Beethovens wegen besucht und sind in entsprechenden Kultureinrichtungen viele zahlende in- und ausländische Gäste anzutreffen.
Wir haben als Land der Kunst und Kultur nicht nur Schauspieler wie Hans Moser oder Josef Meinrad hervorgebracht, sondern auch auf dem Gebiet der Literatur, des Films und der Malerei (Hermann Nitsch!) Wesentliches geleistet.
In diesem Sinne ist es bezeichnend für den untergeordneten Stellenwert, den die Kunst und Kultur in Österreich momentan einnimmt, wenn die höchsten Repräsentanten unseres Staates (wie Bundeskanzler und Minister) dem kulturellen Erbe unseres Staates so wenig Bedeutung beimessen.
Es mag sich kaum jemand vorstellen, welche Musik etwa unser Herr Bundeskanzler, unser Innenminister oder unser Finanzminister privatim (oder „out of duty“) hören, wenn überhaupt ein Bedarf für derartiges besteht.
In diesem Sinne, gehörte nicht nur ein Ministerium für Wirtschaftsstandort installiert, sondern auch ein separates Kunst- und Kulturministerium geschaffen, wie es der Tradition unseres Landes entspricht.
Nicht allen der freie MARKT sollte uns wichtig sein, sondern um nichts weniger die KUNST und KULTUR in unserem Leben!
quidqid agis, prudenter agas sed respize finem!
das sagten die alten römer und es stimmt noch immer: man sollte überlegen, was man tut!
Da braucht man nicht allzuviel herumreden. Das war einfach der klassische „Griff ins Klo“.
Aber was können wir daraus lernen? Sind begnadete Schauspieler auch klügere Menschen weil sie kluge Texte fehlerfrei rezitieren können?
Wähle ich wegen Christiane Hörbiger Kurz? Oder halte ich Elisabeth Orth für die bessere Schauspielerin und wähle deshalb Rendi Wagner?
Waren die Eltern nicht noch viel tollere Schauspieler….
Vor jeder Wahl bilden sich Personenkomitees, die uns erklären wen wir wählen sollen. Natürlich nur für jene Parteien, die auch lukrative Engagements versprechen können.
Müssen wir doch tatsächlich selber denken und entscheiden wen wir wählen? Sind wir denn nicht längst überzeugt selbst die Klügsten zu sein und politisch unfehlbar?
Trotzdem, der Griff ins Klo bleibt auch uns nicht gelegentlich erspart. Aber keine Sorge.
Einen Shitstorm ernten wir nie, dazu sind wir nicht prominent genug!
Diese Aktion ist im deutschen Kontext initiiert worden und bezieht sich eher darauf als auf die Situation in Österreich, und die deutsche Politik ist wesentlich extremer auf „Zusperren“ fixiert; ein schlagendes Beispiel hierfür ist das neueste dortige Gesetz, das ab bestimmten Inzidenzwerten lokale Schulschließungen, Ausgangssperren usw. verbindlich vorschreibt, ohne den Behörden noch Ermessensspielräume (außer zur weiteren Verschärfung) zu lassen.
Außerdem handelt es sich um politischen Protest, und der ist nie und nirgends verpflichtet, Argumente der Gegenseite mit zu berücksichtigen und zu einer ausgewogenen Gesamtlinie zu kommen. Ich erinnere nur daran, wie scharf sich österreichische Kabarettisten im letzten Jahr zur Kulturstaatssekretärin Lunacek mit ähnlichen Mitteln geäußert haben und wie dies zu ihrem Sturz geführt hat.
„Aber das ändert nichts daran, dass man eine lebensgefährliche Pandemie am erfolgreichsten mittels eines möglichst harten Lock-down bekämpft und da…..“… das stimmt eben nicht!!!siehe Interview von A.Wolf mit Muckstein in ZIB2: 7Tage Inzidenz Wien, NÖ,Bgld mit Lockdown und Salzburg ohne Lockdown! Salzburg ist im Mittelfeld dieser 4 Länder. Mucksten bleibt die Spucke weg.
Man kann kein Problem dieser Welt ohne tieferes Verständnis lösen!
Google weiß alles!!! von Jedem!!! Drum ist Google die mächtigste Firma dieser Welt. Daten sind heute das GOLD!!
2 wichtige Dinge, die nicht gemacht werden: Warum??? ich weiß es nicht.
1. mit heutigem Tag: 29 900 000 Tests in Ö!!! Welchen Datenschatz hätte sich Österreich mit 29 Mio Tests schaffen können! Wollte man nicht! Deshalb ist Martin Sprenger aus dem Beraterstab vor einem Jahr ausgeschieden.
2. Wahrheit statt Manipulation und Propaganda! Beispiel (eines von vielen): Alle Toten werden mit 1.Jänner jährlich neu gezählt. nur die Coronatoten werden weitergezählt. und dann war vor einer Woche eine „Gedenkveranstaltung für die 10 000 Coronatoten.“ (MITUNDAN). und was ist mit den anderen 100 000 Toten seit 1.1. 2020??? und ihren Angehörigen?
Anmerkung: Annalena Baerbok gehört seit 2020 zu den Young Global Leaders des Weltwirtschaftsforums. Zitat aus wikipedia. Sie ist wohl ein Ziehkind von Klaus Schwab. Bringt das nicht den einen oder anderen „Verschwörungsleugner“ zu Nachdenken?
„KRIEG IST FRIEDEN
FREIHEIT IST SKLAVEREI
UNWISSENHEIT IST STÄRKE“
ist aus 1984
„DISTANZ IST NÄHE
TESTUNG IST GESUNDHEIT
IMPFUNG IST SICHERHEIT
IMMUNSYSTEM IST ??????“
Ja was ist denn das Immunsystem?
ein Virenschutzprogramm?
ist aus 2021
Ich warte schon lange darauf, dass die Künstler endlich in den Widerstand gegen ihre Vernichtung gehen!
Gut, dass nicht alle applaudieren. Ich bin froh, dass sich Menschen finden, die sich nicht in der Komfortzone verstecken. Die Kunstszene wird noch lauter werden. Alles, was gegen die Natur ist, ist nicht von langer Dauer, sagte schon Charles Darwin. Insolvente Fluglinien retten und Lebemskünstlern die lange Nase zeigen ist nicht zukunftssicher. Aus der Coronatragödie lässt sich eine unendliche Geschichte machen. Die stehen wir als Zivilisation jedoch nicht durch. Symptombehandlung sichert Einkünfte und Schlagzeilen. Ursachenforschung und gesundheitsfördernde Lebensweise wäre zweckdienlicher. Das Leben ist endlich. Keiner kennt den Tag und nicht die Stunde.
Originalton Bundeskanzler Kurz: „… Kulturverliebte …“
Weiterer Kommentar überflüssig.
Proll, Ofczarek, Rubey, …, sind Schauspieler, Satiriker, …, die man politisch nur bedingt ernst nehmen kann.
Sahra Wagenknecht, mit ihrem jüngsten Buch „Die Selbstgerechten“ ist da ein anderes Kaliber. Ich hoffe, sie haben es bereits gelesen oder als Hörbuch gehört. Wenn nicht, kann ich es Ihnen nur wärmstens empfehlen.
Ich würde mich freuen, von Ihnen zu lesen / zu hören, wie Sie darüber denken. Die „Guten“ kommen nicht wirklich gut rüber bei der ehemaligen Chefin der Linken.
1.) Frau Ulrike Lunace ist schon lange zurückgetreten
2.) Härtefall Fond hätte ihr Sohn wie alle anderen auch einreichen können alle andere können auch davon leben
Ich hätte niemals geglaubt, dass Nina Proll & Düringer sich ins selbe Boot wie die Querdenker & die FPÖ setzen.