Der gangbare Ausweg aus der Klimakrise  

Viel Sonne und viel Platz können Erdöl und Gas ersetzen. Afrika hat davon jede Menge – es braucht nur die Projekte. Österreich hat besonders viel geeignete Technologie

Es widerspricht zwar dem grünen Traum von der Rückkehr zur Natur, aber nicht die enthaltsame Änderung unseres Konsumverhaltens wird uns vor der Klimakatastrophe bewahren – die Konferenz in Scharm el Scheikh hat gezeigt, wie wenig es sich ändert – sondern nur überlegene Technologie, voran „grüner Wasserstoff“ wird das können. Alleine in Afrika gibt es genug Platz und Sonne, um den Energiebedarf der Weltwirtschaft auch ohne Erdöl und Erdgas zu decken: Immer effizientere Solaranlagen können jede Menge Sonnenenergie aufzunehmen; man kann ihren sicheren Betrieb gewährleisten, indem man die betreffenden afrikanischen Staaten fair am Ertrag beteiligt; Wasserstoff eignet sich, die gewonnene Energie zu speichern, zu transportieren und wieder abzugeben; ja man kann der Luft sogar CO2 entziehen, um damit künstlichen Treibstoff herzustellen. Man muss die entsprechenden Projekte nur in Angriff nehmen, statt wie manche Grüne den Weltuntergang durch industrielle Technik unterbewusst herbeizusehnen.

Absurder Weise muss man den Ukrainekrieg in diesem Zusammenhang ein historisches Glück nennen: Er alleine war imstande, der Erschließung grüner Energie Tempo zu verleihen und wir haben das Glück die nötigen Unternehmen zu besitzen. Die Angst vor einem kalten Winter verlieh Flügel, obwohl sie übertrieben ist, weil der Gaspreis schon sinkt. Wladimir Putin wird den Gasfluss zwar soweit drosseln, dass er nicht zu tief sinkt, aber er wird nicht aufhören Erdgas zu liefern, weil er das Geld braucht. Der technologische Wandel muss nicht hysterisch, er kann überlegt geschehen. So werde ich meine Gasthermen nicht sofort durch eine Wärmepumpe ersetzen, obwohl der Staat das hoch subventioniert. Ich bleibe dabei, dass man vorhandene Thermen kostengünstig so adaptieren kann, dass sie sich mit einem Gemisch aus Erdgas und grünem Wasserstoff betreiben lassen. Genau so wenig werde ich mein Auto hysterisch gegen ein E-Auto tauschen. Voran weil ich zweifle, dass das den CO2-Ausstoß senkt, solange der für Millionen E-Autos zusätzlich gebrauchte Strom selbst in Österreich mittels Öl, Gas und Kohle erzeugt werden muss. Danach, weil die Industrie wie in den 70er Jahren für Wassergas auch bald für Wasserstoff erschwingliche Umbausätze fertigen kann, um Motoren damit zu betreiben. Am Rande, weil Österreich in der AVL-List ein Unternehmen besitzt, das in der Lage ist, bezahlbare künstliche Treibstoffe herzustellen, die sich perfekt eignen, jeden bisherigen Motor zu betreiben – Audi oder Porsche sehen bereits entsprechende Produktionslinien vor. Die Kostenfrage lässt sich nur korrekt entscheiden, indem man gegenüberstellt, was billiger ist: Alle vorhandenen Autos und das gesamte Tankstellennetz durch E- Autos und E-Tankstellen zu ersetzen – oder Umbausätze sowie künstliche Treibstoffe zu produzieren und die vorhandenen Autos sukzessive gegen Brennstoffzellen- Autos zu tauschen, denen vor E-Autos die Zukunft gehört, weil sie Wasserstoff mit Sauerstoff am effizientesten zu Wasser verbrennen.

Das E-Auto erfüllt voran die Wünsche der mäßig fortschrittlichen deutschen (amerikanischen) Autoindustrie: Es lässt sich billiger als bisherige Autos fertigen, weil die Motoren weniger Bestandteile haben und nur die Entwicklung der Batterien hohe Kosten beschert hat, und sein Kauf wird dennoch mittels gewaltiger staatlicher Subventionen gefördert. Sobald die deutsche Autoindustrie ihren diesbezüglichen Rückstand gegenüber Toyota oder Hyundai aufgeholt hat, wird sie unsere E-Autos – gegen neuerliche Förderung – durch Brennstoffzellen-Autos ersetzen.

Damit zum so wichtigen grünen Wasserstoff. Die derzeit größten Anlagen zu seiner Erzeugung entsteht in Saudi Arabien, das seine bisherigen Milliardengewinne, um das Ende des Erdöls wissend, am klügsten nutzt. Zwar suchen konservative Öl-Konzerne wie Total unverändert nach Öl, aber BP setzt in Afrika schon vermehrt auf Wasserstoff. Auch in Australien entstehen Großanlagen, denn auch dort gibt es viel Platz, Sonne und Wasser, das sich entsalzen und in Wasserstoff und Sauerstoff spalten lässt.

In Österreich ist derzeit das Burgenland Vorreiter: Initiiert von der Verbund-AG entsteht dort unser bisher größter Elektrolyseur, um im Vollausbau 40.000 Tonnen Wasserstoff aus Wind und Sonne zu produzieren. Auch in Spanien beteiligt sich die Verbund-AG an einem entsprechenden Projekt und vermindert durch diese Investition ihren Übergewinn. Im spanischen Puertollano entsteht derzeit Europas größte Produktionsanlage für grünen Wasserstoff. Vorerst soll er, wie bei der Verbund-AG in ihrer Zusammenarbeit mit der OMV, vor allem zur gasfreien Erzeugung von Kunstdünger dienen, mittelfristig aber sieht die Regierung die Chance, Spaniens wirtschaftlichen Rückstand wettzumachen: Mit seinen riesigen freien Flächen, extrem viel Sonne und viel Wind kann es zu Europas führendem Produzenten grüner Energie werden und diese bis Österreich liefern. Nur dass Emmanuel Macron, um seine Atomtechnologie zu verkaufen, eine entsprechende Rohrleitung verweigert. Nicht nur bezüglich der Atomkraft, noch viel mehr bezüglich grünen Wasserstoffs braucht die EU mehr Verständnis für die Erfordernisse der jeweiligen Nachbarn: Solange Eleonore Gewessler der Slowakei Kernkraftwerke verweigert, obwohl sie kaum Wasserkraft hat, und Macron Wasserstoff -Leitungen verweigert, obwohl Österreich keine Kernkraft hat, kann es nicht so gut funktionieren, wie es könnte.

PS: Zur Information für Falter Leserin und Leserbrief-Schreiberin Susanne Bescharnerund: Leider hat mir die Atomlobby tatsächlich ihre Zahlungen aufgekündigt, nachdem ich in mehreren Falter Kommentaren die Grünen zur Wahl empfohlen habe. Seit „Österreichs Feldzug gegen die Atomenergie“ (Falter ..) zahlt sie mich wieder, ich muss aber leider nicht nur mit Science-Buster Werner Gruber teilen, von dem die Information stammt, dass das Endlager-Problem neuerdings weit billiger als in Irland gelöst wird, indem man chemisch zerlegten Atommüll mit Neutronen beschießt, sondern auch mit der Umweltzeitschrift Environmental Research, der ich die universitären Untersuchungen entnahm, wonach an der Luftverschmutzung durch fossile Brennstoff täglich 24.000 Menschen sterben, so dass man diese Ziffer in Relation zu den zweifellos erheblichen Todesraten der Kernkraft setzen müsse. Auch mit Hannes Androsch teile ich übrigens die wirtschaftlich unhaltbare Ansicht, dass man die Kosten-Nutzen -Rechnung von Atomkraftwerken den Auftrag gebenden Regierungen und dem Markt überlassen möge, statt wie Renate Gewessler sicher zu wissen, wie sie ausgeht. Was er für sein Lobbying erhält, weiß ich nicht – ich jedenfalls liefere weiter jede von der Atomlobby bezahlte Fehlinformation, und kaschiere das mit der Behauptung, dass es zum Wesen pluralistischer Meinungsbildung gehört.

9 Kommentare

  1. Lieber Herr Lingens,

    erstens: danke für Positives an einem grauen Tag.

    Zweitens: eine weitere Energieversorgung ist doch auch die Gülle-Verwertung, die sich gerade in Milchwirtschaftsländern wie Österreich anböte, aber viel zu wenig gefördert oder ins Bewusstsein gebracht wird. Ein gerade aktueller Beitrag in extradry zeigt, dass auch Deutschland damit seine Schwierigkeiten hat.

    Nochmals: Sie haben mich heute erfreut.

    Elisabeth Hewson, Journalistin, Autorin

  2. Den „Klimawandel zu stoppen, ist eine Illusion – einige Beispiele, warum „Träume“ an der Realität zerschellen:

    * In eine freien „Wettbewerbswelt“ kosten wirklich wirksame Klimaschutz-Maßnahmen eine Lawine, und keine Volkswirtschaft wäre dadurch mehr wettbewerbsfähig. Die „westliche Welt“ umfasst nicht einmal eine Milliarde Menschen, und da sind sich auch nicht alle einig. Sieben Milliarden wollen einmal ihren „Aufschwung“ genießen. Jede Regierung, die einen Niedergang zu verantworten hätte, würde entweder (demokratisch) abgewählt oder gestürzt werden.

    * Hunger in Afrika: Ja, da sterben viele Kinder. Aber Afrika wird sich von 1950 mit 230 Millionen bis 2050 auf 2,5 Milliarden mehr als verzehnfacht(!) haben. Die alle wollen mehr Gegenstände, Wohnungen, Häuser, Fahrzeuge, … da wird es schwer, die Erderhitzung zu stoppen.

    * Demokratie – ja, wir (zumindest die meisten von uns) halten Demokratie für die beste Staatsform. Aber wir werden unrund, wenn die FPÖ bei den kommenden Wahlen – demokratisch – die Mehrheit erhält und voraussichtlich den Kanzler stellen wird (… die Menschen sind halt alle so dumm …).

    * Flüchtlinge / Migration / Asyl – ja, es kommen immer mehr, und wir glauben / hoffen / beten / …, dass der soziale Friede aufrecht erhalten werden kann.

    * Ukraine – die Russen / Putin macht nur das, was „Weltmächte“ immer gemacht haben und immer machen werden, wenn es um „ihre Interessen“ geht. Details zur USA spare ich mir …

    Ich könnte noch viele Dinge aufzählen. Die „Träumer“ dieser Welt, werden aber weiter träumen.
    Konkret zum Klimawandel: Wir können uns nur anpassen, ihn aber nicht stoppen!

    Empfehlung: Das Buch „Die kurze Geschichte der Menschheit“ von Yuval Noah Harari – auch als Hörbuch verfügbar.

    *

    1. Sehr geschätzter Herr Langer, im Punkto Migration teile ich Ihre Bedenken. Die gezielte Überfremdung des eigenen Landes kann nicht gut gehen. Bei den anderen Themen bin ich eher bei den Träumern. Als der Schwefel aus den Abgasen entfernt wurde, konnten sich große Waldflächen erholen. Das Buch “ Die Wiederbegrünung der Welt“ zeigt Tatsachen auf, die Hoffnung geben und von den gekauften Massenmedien verschwiegen werden. Auch das Projekt Sekem in Ägypten gibt Anlass für Optimismus und angenehme Träume.

      1. Herr Langer und Herr Plöderl! Sie sollten meine Antworten auf ihre Kommentare, die sie zu dem Lingens Artikel „Ist ein Kompromissfrieden noch denkbar?“ verfasst haben, lesen!

    2. Herr Langer und Herr Plöderl! Sie sollten meine Antworten auf ihre Kommentare, die sie zu dem Lingens Artikel „Ist ein Kompromissfrieden noch denkbar?“ verfasst haben, lesen!

  3. Danke für den Humor im letzten Absatz, sehr vergnüglich zu lesen! Ich liebe es, Leuten zu lauschen, die sich eigene Gedanken machen. War zum Beispiel auch vergnüglich zu lesen, wie der erwähnte Hannes Androsch seinerzeit den Verkauf der Bank Austria an „das Ausland“ kommentiert hat – so, wie ich mir das als Laie bis dahin im Stillen auch gedacht habe.

  4. Sehr geschätzter Herr Lingens,
    bei dem Satz: Afrika mit fairen Preisen an den Energielieferungen zu beteiligen, kommt mir die Gänsehaut. Afrika braucht, so wie alle Staaten dieser Erde auch, Selbstbestimmung und ehrliche Subsidiarität. Denn ohne Diese, werden wieder illegale Kriege ohne UN Mandat geführt und Tatsachen für die Massenmedien verdreht. Die plappern leider alle Vorgaben nach und versagen als 4. Macht.
    Genau, wie Sie glauben machen wollen, dass Kraftfahrzeuge mit Brennstofftechnologie keine Elektrofahrzeuge sind. Es ist ja derzeit noch opportun auf mobile Notstromaggregate mit Komfortantrieb einzudreschen. Serielle Hybridfahrzeuge sind für die Langstreckentauglichkeit ausgelegt, diese wurden aber leider wieder vom Markt genommen. Das elende Patentrecht macht es möglich. Parallelhybriede Autos beschönigen nur den Flottenverbrauch und gehören abgeschafft. Das ist Unsinn, wie eine 100 Watt Glühbirne. Lasst unabhängige Techniker* zu Wort kommen. Institute, wie z.B. das Fraunhofer sollen bitte Unabhängigkeit anstreben. Der Glaubwürdigkeit würde das gut tun.
    Der, seit 2014 andauernde Bürgerkrieg in der Ukraine wird auch noch mit dem notwendigen Energiewandel beschönigt. Das ist perfide. Noch dazu, wenn befreundete Staaten die Gasleitungen für Europa sprengen. Es ist allerdings richtig: es bewegt sich etwas. Ein Umdenken ist im Gange.
    Die Wasserstofftechnologie, wurde ja mit dem Abfackeln des Luftschiffes Hindenburg für Jahrzehnte in die Versenkung gebracht. Ja in dieser Technologie steckt auch die Gefahr der Dezentralisierung und das ist gleich zu setzen mit Machteinbuße. Das geht gar nicht. Da ist es besser die Sklaven in Afrika einzuspannen. Um den Missbrauch des Lobbyismus vorzubeugen, muss dieser, fairen Gemeinwohlkriterien unterworfen werden. Es wäre ein fruchtbares Betätigungsfeld für guten Journalismus. So weit sind wir leider noch nicht.
    Ich freue mich schon auf das nächste Thema.

  5. Sehr geehrter Herr Lingens!

    Unlängst für Kernkraft, nun auch noch für Synthetic Fuel … das ist aber gar nicht die Blattlinie vom Falter!

    Meine Hochachtung für ihre vernünftigen ideologiebefreiten Artikel!

    Mit freundlichen Grüßen

    Helmut Reinthaler

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