Was bekämpft den Klimawandel am besten?

Technologie als Waffe im Kampf gegen den Klimawandel klingt weniger fortschrittlich als die Forderung nach systemischer Veränderung. Ist das so? Ein Versuch es zu prüfen

Meine Kommentare zu „Wasserstoff“ und einem „gangbaren Ausweg aus der Klimakrise“ haben einen kritischen Leserbrief provoziert, auf den ich eingehen möchte. „Alle paar Wochen“, so schrieb Ingenieur Jürgen Gebert, „öffnet uns P.M. Lingens ein Schaufenster ins letzte Jahrtausend als man gemeinhin noch dachte, Technologien könnten die Klimamisere lösen. Die Probleme mit seinen Vorstellungen einer techno-ökologisch sauberen Zukunft ohne Notwendigkeit für systemische Veränderungen:

  • Bei Menschen in der Energiebranche (wie mir) verursacht es höchstens Kopfschütteln, wenn er die Marktreife und Wettbewerbsfähigkeit von Technologien völlig übertrieben darstellt. z B sind künstliche Treibstoffe (E-Fuels) so lächerlich ineffizient, dass sogar Autoklubs ihnen keine Zukunft voraussagen.
  • Trotz des Glaubens an neue Technologien bezweifelt er …dass ein E-Auto oder eine neue Therme seinen CO2-Ausstoß senken könnten. Na ja, was will man da noch sagen? Der wissenschaftliche Konsens ist halt ein anderer.“

Diese Kritik ist im Kern substanziell: Ich halte den Einsatz moderner Technologie im Kampf gegen den Klimawandel in der Tat für weit erfolgsversprechender, als „systemische Veränderung“. Daher möchte ich nur so kurz wie möglich auf Geberts Detailkritik eingehen. In Bezug auf E-Fuels schrieb ich: „Genau so wenig werde ich mein Auto hysterisch gegen ein E-Auto tauschen. Voran weil ich zweifle, dass das den CO2-Ausstoß senkt, solange der für Millionen E-Autos zusätzlich gebrauchte Strom selbst in Österreich mittels Öl, Gas und Kohle erzeugt werden muss …am Rande, weil Österreich mit AVL List ein Unternehmen besitzt, das in der Lage ist, bezahlbare künstliche Treibstoffe herzustellen…“ Das Wort „bezahlbar“ war in der Tat übertrieben: Lists- E-Fuels kosten derzeit das Dreifache von Benzin. Ob sie in Zukunft irrelevant sind, sehen Autoklubs offenbar unterschiedlich: „Langfristig setzt der ADAC auf E-Fuels und Wasserstoff aus regenerativen Quellen.“ schrieb 2022 der deutsche Autofahrerklub. Das Industriemagazin, meint „dass E-Fuels“, in denen ich nur ein Randphänomen sehe, „früher den Ton angeben könnten, als bisher angenommen.“ Die Meinung dass E- Autos den CO2 Ausstoß nicht senken, teile ich mit dem Ingenieure Kai Ruhsert, der das in dem Buch „Der Elektroauto-Schwindel“ wie ich, aber mit exakten Zahlen, begründet. Bezüglich Gasthermen schrieb ich dass ich auch sie „nicht überhastete gegen eine Wärmepumpe tauschen werde“, und glaube dafür folgende Gründe zu haben: An klassizistischen Fassaden wird man Wärmepumpen nicht befestigen dürfen und auf den Dächern werden ihnen die dort erhofften Solarpanele im Weg sein. Darüber hinaus sind die Kosten trotz Subvention gewaltig, so dass ich für sinnvoller halte, die Thermen zu geringen Kosten für den Betrieb mit einem Gemisch aus Erdgas und 30 Prozent Wasserstoff zu adaptieren. Der CO2 Ausstoß wird damit zwar nur um 30 Prozent verringert, aber die Lösung ist erschwinglich. Besser kann nur überlegene Technologie das Problem lösen: Wien plant bekanntlich ein wesentlich erhöhtes Angebot von Fernwärme indem man zu ihrer Erzeugung in Großanlagen Klärschlamm und ein unter der Stadt vermutetes Reservoir heißen Wassers nutzt.

Damit bin ich beim Kern unsrer Auseinandersetzung: Meiner Überzeugung, dass Technologie den Klimawandel erfolgreicher bekämpft, als „systemischer Wandel“, obwohl ich das herrschende System wie jeder ökonomisch Interessierte, natürlich auch hinterfrage: Warum halten Geräte so schlecht, dass man sie alle 5 Jahre unter hohem CO2 Ausstoß neu produziert? Weil die Menschen das Neueste haben wollen und der CO2 -Preis es nicht entfernt verhindert! Wieso kostet CO2-intensiver Transport so wenig, dass es lohnt schwere deutsche Autos in den USA zu verkaufen? Weil der globale Freihandel so große Serien zulässt, dass sich Autos erheblich verbilligen! Warum muss die Wirtschaft jedes Jahr wachsen, obwohl unser Wohlstand auch durch bloße Akkumulation ständig wächst? Weil wir nie genug Wohlstand haben und glauben, Arbeitslosigkeit nur so in Grenzen zu halten! Nicht dass ich diese Begründungen immer für richtig halte – ich halte „systemische Änderungen“ nur für extrem schwierig und langwierig.

Um es an der Reduktion des CO2-Ausstoßes der EU festzumachen: Die diesbezüglichen Fortschritte waren in dreißig Jahren groß genug, um das Ziel einer Senkung von 20 Prozent unter das Niveau von 1990 zu erreichen. Allerdings nur dank Covid-19 Lockdowns. Eine Fortsetzung des durchschnittlichen Tempos der Senkung zwischen 1990 und 2018 reicht nicht entfernt, das für 2030 angestrebte Ziel einer Reduktion um 40 Prozent zu erreichen.

Dem stelle ich gegenüber, was ich empfohlen habe und hier detailliere: man möge eine Million von 90 Millionen Quadratkilometern der Sahara zur Erzeugung grüner Stroms nutzen. Die Technologie ist erprobt. Marokko, Algerien, Tunesien, Ägypten, über die sich die Sahara voran erstreckt sind keine düsteren Diktaturen – mit ihnen ein Viertel des erzeugten Stroms als Pacht zu vereinbaren nützt ihnen mehrfach. Die Errichtung einer solchen Photovoltaikanlage dauert auch nicht zu lang: Eine der bisher größten, der Pavagada Solar Park, wurde in Indien auf 53 Quadratkilometern in acht Monaten errichtet und leistet 2.050 Megawatt. Der aktuelle Strombedarf der Welt liegt bei 25.000 Terawattstunden. Der empfohlene Sahara- Solarpark deckte also sogar einen kräftig wachsenden Bedarf ab.

5 Kommentare

  1. Aufgeben kann man nur einen Brief, sollte in diesem Fall gelten. Es geht um Generationen, die von uns erben. Darüber hinaus sind wir verantwortlich, was wir der sogenannten Natur und damit auch anderen Lebewesen antun. Das ist wissenschaftlich evident, unabhängig von dem Anteil an zyklischen Prozessen. Ich bin daher also überzeugt, dass es primär eine Haltungsfrage ist. Leider kann ich nicht korrekt zitieren, aber mir wurde von einer Boku Professorin berichtet, die meinte: „Wenn wir alle Kunststoffzahnbürsten auf Bambus umstellen, dann haben wir ein Kunstoffproblem weniger und ein Bambusproblem mehr.“ Wir reden von Zahnbürsten…

  2. Wasserstoff-Erdgasgemische werden immer in Volumsprozent angegeben.
    Bei einer 30%igen Beimischung von Wasserstoff von der im Artikel gesprochen werden ergibt sich dann leider keine 30%ige Reduktion des CO2 Ausstoßes, sondern lediglich eine Reduktion um ~11%.

  3. Die Klimavariationen unseres Planeten sind sehr langatmig und über Jahrmillionen von Generationen der Erdlebewesen erfaßbar und reagierbar gewesen. Das zeigt uns eindeutig die Geschichte mittlerweile. Jedoch gibt es mehrfache Perioden des spontanen Ausfalls der Population auf diesem Planeten. Diese mystischen Jahrtausende ( 26 ), bereits wissenschaftlich erwiesen, sind im homogenen Galaxienbereich unseres Universums ein chaotischer Zustand, dessen Wiederholcharakter sich ständig manifestiert. Selbstverständlich ist das Thema Klimawandel ein Wirtschaftsthema und keine Bedrohung der Weltbevölkerung auf unserem Planeten. Aber die industrielle Technik kann immer helfen und natürlich die Wirtschaft ankurbeln ! Ich sehe es eher als wichtig und sehr interessant, daß wir unseren Planeten endlich kennen lernen und ein wesentlicher Sprung getan wird, unseren Schaffensbereich zu vergrößern ! Dort liegt die Zukunft unserer Nachkommen: Besiedelung unseres Universums. Alles auf Erden ist gut! Aber 10 Milliarden unserer Spezies Homo Sapiens wird irgendwann an Klaustrophobie zu Grunde gehen, oder durch Kriege oder alternativ, durch „Planetisierung “ die Art erweitern, im Sinne der Evolution . Abschließend: es ist eine wirtschaftlich lebenserhaltende Methode das Vorhaben des „Klimawandels “ weiterhin zu verfolgen; der Himmel fällt uns noch nicht auf den Kopf ! Aber es wird uns menschlich helfen ! Dafür sind andere Zustände wesentlich bedenklicher, über die redet man kaum : KRIEG und ANNEXION, VERGEWALTIGUNG diverser Populationen. Dabei haben wir zwar verschiedene „Mütter“ jedoch das gleiche Leiden : Mensch zu sein !

  4. „Wir“ werden den Klimawandel – die „Erderhitzung“ – nicht stoppen können. Wir – oder besser alle Erdbewohner – werden uns an den Klimawandel nur anpassen können … oder auch nicht.
    Wirklich „systemische Änderungen“ wie auch „wettbewerbsfähige technische Lösungen“ wird es in einer globalen Wettbewerbswirtschaft nicht spielen. Und wer ist „wir“? Die „westliche Welt“ mit gerade einer Milliarde Menschen gegenüber 7 Milliarden, die sich ähnlichen „Aufschwung“ erhoffen, wie „wir“ ihn erleben durften …
    Aber träumt weiter …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.