Dass Andreas Babler es für nützlich hält, die Welt durch eine marxistische Brille zu betrachten, habe ich noch verstanden, auch wenn mir lieber gewesen wäre, er hätte die Worte „gelegentlich auch“ vor der „Brille“ eingefügt – Karl Marx war auch für mich ein scharfer Beobachter des Wirtschaftsgeschehens.
Aber schon als Andreas Babler erklärte, „Marxist“ zu sein, war er für mich nicht mehr wählbar. Marxens zentrale Thesen sind ja nicht nur falsifiziert, sondern Karl Popper hat in „Die offene Gesellschaft und Ihre Feinde“ auch eingehend begründet, wieso sie als Kommunismus in absolut allen Ländern, von Russland bis China, von Kuba bis Venezuela zu Diktaturen führten, die neben Millionen Verhungerter auch Millionen Ermordeter verantworten. Ein politisch gebildeter Mensch kann heute kein Marxist/Kommunist mehr sein, auch wenn er Marx als Ökonomen respektiert.
Allerdings habe ich unter den Linken, die gelegentlich Marxens Vokabular gebrauchen, mit Ausnahme des verstorbenen Politwissenschaftlers Norbert Leser noch keinen getroffen, der auch Marx` Schriften gelesen hat – und Leser war Antimarxist. Insofern braucht man die Kommunisten Elke Kahr in Graz und Kai Michael Dankl in Salzburg nicht zu fürchten: Sie haben, wie vermutlich auch Babler, kaum eine Ahnung, wozu sie sich in der Theorie bekennen- was sie in der Praxis fordern, ist auch nicht kommunistisch und Diktaturen lehnen sie glaubwürdig ab. Ich wundere mich nur, dass jemand so Intelligenter wie Dankl seine Partei nicht lieber „Linke plus“ nennt.
Seit es das Video gibt, in dem der47 jährige – nicht der 17 jährige – Babler der EU nachsagt, ein „neoliberalistisches, protektionistisches, amerikanisches Konstrukt der übelsten Art und Weise“ und „das aggressivste außenpolitische militärische Bündnis“ zu sein, „das es je gegeben hat“, sehe ich in ihm allerdings doch eine echte Gefahr: Merkt denn ein Peter Menasse nicht, wie nahe Bablers EU-Bild dem Herbert Kickls ist? Hat er je überlegt, wie ein Kanzler Babler zur Bewaffnung der Ukraine durch die EU stünde?
Ich habe etwas Neues über Österreichs „linke Intellektuelle“ gelernt: links zu sein, reicht ihnen völlig. Für sie ist „Links“ ist eine Sache des Glaubens, nicht des Nachdenkens.
Doskozil sagte jedenfalls sofort, was er anstrebt: Rot-Grün Pink. Seine wirtschaftlichen Forderungen unterscheiden sich wenig von denen Bablers und beraten wird er offenbar von Christian Kern, dem ich hier schon immer die größte ökonomische Kompetenz bescheinigt habe.
Biden stärkt Trump.
Joe Biden hat sich wie erwartet im letzten Moment mit den Republikanern geeinigt, die Staatsschuldengrenze anzuheben. Denn zumindest ihrem Sprecher, Kevin McCarthy war klar, dass „Zahlungsunfähigkeit“ neben einer Weltwirtschaftskrise (die seine Radikalen kalt gelassen hätte) auch die größte Wirtschaftskrise der USA seit 1929 ausgelöst hätte – das hat er verhindert. Wohl aber gelang es den Republikanern, Joe Biden neuerlich zu schwächen: Er musste seine schon vielfach gekürzten Investitionen neuerlich erheblich kürzen. Da die Zinserhöhung der FED die Inflation gleichzeitig weniger als die Wirtschaft bremst, wird Biden 2024 bei der Wahl kaum mit Wirtschaftsdaten punkten können, die die Ära Trump in den Schatten stellen. Und Trump, nicht Floridas Gouverneur Ron DeSantis, wird Bidens Gegner sein. Denn nicht nur geriet DeSantis Wahlkampf-Auftakt bei Twitter zum Fiasko, sondern er wird dem Show Profi Trump in den kommenden Vorwahl-Konfrontationen genauso klar unterliegen, wie 2016 Floridas Gouverneur Jeff Bush.
Dass der um Jahrzehnte älter wirkende Biden Trump 2024 abermals schlägt, obwohl Stagflation herrschen dürfte, ist daher alles eher als gewiss. Wenn ihn die Strafjustiz nicht doch rechtzeitig aufhält, gibt es meines Erachtens ein 49 prozentiges Risiko, dass die freie Welt 2025 neuerlich mit Trump als US-Präsident konfrontiert ist. Nur dass er, der schon in seiner ersten Amtszeit am Sinn des transatlantischen Bündnisses zweifelte, ihm in seiner zweiten Amtszeit noch kritischer gegenüberstehen wird. Jedenfalls käme es einem Wunder gleich, wenn Trump die Verteidigung Europas gegen Putins Russland garantierte. Als Ukrainer, aber auch als Este, Lette, Georgier oder Moldawier sähe ich seiner Amtszeit jedenfalls mit panischer Angst entgegen. Und selbst wenn man die Chance, dass Trump die Wahl gewinnt, geringer als ich einschätzt, ist das Risiko, sich dabei zu irren, doch so groß, dass ich nicht verstehe, wie wenig sich die EU auf einen solchen GAU vorbereitet.
5 Kommentare
Ja, geht mir genauso nachdem ich als interessierte Laie Marx gelesen habe: “Ein politisch gebildeter Mensch kann heute kein Marxist/Kommunist mehr sein, auch wenn er Marx als Ökonomen respektiert.” Und ich stimme da auch seiner Falsifikationsthese zu auch wenn Popper – noch unter dem Eindruck des 2. Weltkriegs etwas übers Ziel hinausschießt – den rund zweitausendfünfhundert Jahre vorher verstorbenen Plato für einen der Hauptschuldigen am Nationalsozialismus hält ; )
Die Diktatur aus Zensur, Lüge und gespielter eitler Überlegenheit ist eine subtilere Gefahr, als der viel zitierte Marxismus, der wir lange Zeit aufgesessen sind. Die Ergüsse der selbsternannten Experten* erntpuppen sich schön langsam als Erfüllungsdienste globaler Strippenzieher*. Wollen ernsthafte Politiker* das Ruder wieder selbst in die Hand nehmen, werden diese diffamiert und tw. mit unhaltbaren Straftatbeständen eingedeckt. In Amerika ist es sichtbar. Der Kriegslüstling Biden ist unantastbar. Trump wird zum Vorwurf gemacht, dass er als Präsident umfassende Informationen hatte und diese zum Wohle der Weltmacht Amerika intelligent nutzte. Im Glauben, dass die Justiz und die Medien auf Schiene bleiben, wird das Spiel weiter gespielt. Das Gebilde aber bröckelt bereits. Twitter und telegram erleichern den Informationsfluss Es gibt auch noch Staatsanwälte*, Richter* und Journalisten *, die an der Wahrheit Interesse haben. Das Militär darf zur Not auch ihre Befugnisse wahrnehmen, um den Kosmos (Ordnung) zu bewahren.
Jaja, „unter all den Linken, keinen getroffen, der Marx wirklich gelesen hat…“ genau ! Fiel mir schon in den 70iger Jahren auf, dass die wenigsten Marx, Engels, Mao oder auch die Kulturtheoretiker Lunatscharski und Plechanow gelesen hatten, sondern dass für viele Links-Sein/Marxismus, „Wir waren die stärkste der Parteien“(Lit.), also die Ideologien quasi eine Glaubensfrage wurden. Infolgedessen in Dogmenreiterei, Phrasendrescherei und Salonmarxismus ausarteten, bevor dann nach missglückter Abkanzelung der „Frauenfrage als Nebenwiderspruch“ am „Langen Marsch durch die Institutionen“ steckengeblieben und in selbstgerechte Abgehobenheit abgedriftet wurde. Und die ArbeiterInnenschaft – habe ich selbst erlebt – haben uns den „Klassenkampf“(Zeitung) – nicht gerade aus der Hand gerissen ! 😉(Sarkasmus off) Also EU-Hasser und Putinversteher – egal ob rechts oder links – UNWÄHLBAR !!!
Betreff: “…egal ob rechts oder links – UNWÄHLBAR !!!”
Naja, aber wer ist denn jetzt in der Mitte? Ich sehe keine einzige Partei in der Mitte – wenn man die verschiedenen politischen Grundausrichtungen im Laufe vieler Jahrzehnte sieht: Österreich ist extrem weit nach rechts gerutscht.
(ich habe heute bei einer Kurier-Überschrift laut auflachen müssen: “Minister Karner: Asylthema wird von links und rechts missbraucht”. Und ich habe fast den Kaffee ausgespuckt, weil sich ein ÖVP-Minister offensichtlich selber NICHT als rechts sieht. Nach Schüssels neoliberaler Wende zur Reichenbeschützerpartei und Sebastian Kurz als “freundlichere FPÖ”)
Seltsam, wie das Wort MARXIST auch bei Menschen, die man sonst für ihre Analysen schätzt, sofort die Suada über Millionen Opfer und Diktatur auslöst.
Da wurden doch wohl auch die 25 Millionen russische Opfer des deutsch/österreichischen antikommunistischen Diktators als Opfer des Marxismus mitgezählt – geschah alles ja zum Großteil in einem kommunistischen Land? Und bei den Diktaturen habe auch zu zählen aufgehört als ich mehr antikommunistische Diktatoren an den Fingern meiner Hände zählte als kommunistische. Was die Verhungerten betrifft steht mir gerade kein Vergleich zur Verfügung, aber in meiner Lebenszeit sehe ich eher, dass Politiker die sich Kommunisten nennen, Menschen vor dem Verhungern bewahrten und Millionen in China zu einem noch bescheidenen, aber steigendem Wohlstand führen. (Die Millionen Opfer die der Kapitalismus in Verteidigung seiner Vorherrschaft verursacht hat erwähne ich gar nicht, dass das rangiert ja unter Freiheit & Demokratie.)