Europas Auto-Industrie ist gefordert

Die Zahl neu zugelassener E-Autos ist rückläufig – dennoch gehört ihnen die Zukunft. Europas Autoindustrie muss mit China gleichziehen-  auch wenn es viel Geld kostet.

Nicht nur in Österreich, sondern EU-weit ist der Absatz von E-Autos in den ersten Monaten des Jahres rückläufig. Im vergangenen Jahr waren in Österreich von Jänner bis April 17,9 Prozent aller neu zugelassenen Pkws batterieelektrisch – heuer sind es im selben Zeitraum nur 16,6 Prozent und gleichzeitig stieg der Absatz von Diesel- und Hybridfahrzeugen. Zur Begründung gibt es sehr verschiedene Erzählungen. Eine entspricht der Kritik des österreichischen Motorenentwicklers Fritz Indra: Die Reichweite der E-Autos sei stets viel geringer als behauptet – bei Kälte oder Hitze hätte man Mühe größere Reisen zu unternehmen, zumal Tanken längere Unterbrechungen erfordere. Ein gutes Diesel-Auto sei billiger und ungleich einfacher zu nutzen. Unterstützt wird diese Erzählung davon, dass die größten Autovermieter E-Autos in ihren Flotten massiv reduzierten. Die andere Erzählung ist die von Leonore Gewessler:  E-Autos seien unverzichtbar, wenn man den CO2-Ausstoß des Verkehrs reduzieren wolle. Immer bessere Batterien erlaubten immer größere Reichweiten und man würde genügend grünen Strom erzeugen, um sie zuladen. Es gelte nur, die Ladeinfrastruktur rasch auszubauen.

Der aktuelle Rückgang des E-Auto Absatzes ist jedenfalls leicht zu erklären: Die staatliche Förderung für ihren Kauf wurde in Österreich, wie überall, deutlich reduziert. Private Kunden, die rund 30 Prozent der E-Neuwagen kaufen, werden weiter unterstützt, aber für Unternehmen, auf die  70 Prozent der Käufe entfallen, hat die Regierung die direkten Förderungen im März auslaufen lassen. Gleichzeitig werden E-Autos bezüglich Reichweite und Ladegeschwindigkeit laufend sowohl besser wie preisgünstiger, so dass Unternehmen den Kauf auch aus diesem Grund in die Zukunft schieben. Sollte es sich beim Rückgang der Verkäufe allerdings nicht nur um eine vorübergehende Delle, sondern um einen Trend handeln, so wird die türkis-grüne Regierung nicht umhin kommen, die Form ihrer Subventionen zu überdenken, wenn sie erreichen will, dass Österreichs PKW-Verkehr in absehbarer Zeit ein elektrischer wird – und billig wird das kaum sein.

Kommt hinzu, dass sie uneinig ist: Kanzler Karl Nehammer hat bekanntlich – nicht ohne innenpolitischen Erfolg – einen „Autogipfel“ einberufen, bei dem das von der EU-beschlossene „Verbrenner-Aus“ insofern in Frage gestellt wird, als es laut Nehammer „technologieoffen“ sein müsse. Nur ist es das meines Erachtens: Die EU verbietet Verbrenner ab 2035 nicht, sondern verlangt nur, dass beim Auspuff kein CO2 herauskommt – lässt sich das mittels Verbrennen von E-Fuels erreichen, so ist es zugelassen, wenn auch in meinen Augen teuer. Für die Autoindustrie ist die EU-Ansage jedenfalls klar und gibt ihr Planungssicherheit. Trotzdem  werden die großen Autoproduzenten auch Diesel- und Benzinmotoren weiterentwickeln, weil Lastautos noch länger damit fahren werden und weil sie ihre Autos ja auch in Länder verkaufen wollen, in denen es noch lange keine Lade-Infrastruktur gibt.

Letztlich, so glaube ich, wird Elektromobilität sich durchsetzen: Die Batterietechnik macht enorme Fortschritte, E-Autos beschleunigen optimal und E- Motoren sind besonders robust, weil sie  weniger Teile haben, die kaputt werden können. Entscheidend für die CO2- Bilanz wird freilich bleiben, ob die Produktion grünen Stroms mit dem Mehrbedarf Schritt hält, der sich nicht nur durch immer mehr E-Autos, sondern auch immer mehr Wärmepumpen, vor allem aber durch den enormen Stromverbrauch der Digitalisierung ergibt. Nur wenn dieser viele zusätzliche Strom tatsächlich grün erzeugt werden kann und nicht womöglich Kohlekraftwerke zugeschaltet werden müssen, wird sich der CO2- Ausstoß tatsächlich vermindern. Gewessler ist davon überzeugt – ich halte angesichts des Fortschritts der Photovoltaik für zulässig, darauf zu hoffen.

Dass das Thema in Österreich so viele Emotionen weckt, liegt daran, dass unsere Zuliefer-Industrie  für die deutsche Autoindustrie hunderttausende Arbeitsplätze sichert. Diese bisher weltführende deutsche Autoindustrie hat bei der Produktion von E-Autos und vor allem der für sie nötigen Batterien bekanntlich einen beträchtlichen Rückstand gegenüber China. Die USA, deren Autoindustrie in der gleichen Lage ist, wehrt sich, indem sie chinesische E-Autos mit 100 Prozent Zoll belastet. Die EU geht vorsichtiger vor: für kleinere Autos von BYD erhöht sie ihn auf 17,4, für mittlere von Geely auf 20 und für große des chinesischen VW-Partners SAIC auf 38,1 Prozent.  Begründet wird das, wie in den USA, zu Recht damit, dass die chinesische E- Auto- Industrie vom Staat hoch subventioniert wird. Renault, das bei kleinen E- Autos mit China konkurriert, hätte lieber höhere Zölle gesehen, Mercedes, Audi oder BMW, die ihre Top-Modelle, gleich ob als Verbrenner oder elektrisch, dank ihrs Prestiges in China bisher weiter gut verkauft haben, hätten sich eher niedrigere gewünscht, denn sie fürchten, dass die Gegenzölle, die China zweifellos verhängen wird, ihr  Geschäft dort killen könnten.

Letztendlich  wird es jedenfalls nötig sein, dass Europas Autoindustrie auf dem Sektor der E-Autos mit China gleichzieht. Zölle können dafür die nötige Zeit verschaffen – Innovation ersetzen  können sie nicht. Europas  Autoindustrie ist gefordert und es kann sein, dass sie und Österreichs Zulieferindustrie nicht ohne massive staatliche Förderung auskommen.

 

 

Ein Kommentar

  1. Das Thema ist durch Fehl- bzw. Nichtinformation geführt. Seit 1997 können wir spritzige Autos bauen, die mit 3 Liter Diesel auskommen. Damals wollte mir kein Händler den VW Lupo 3l verkaufen. Zu teuer nicht ausgereift usw. waren die Argumente. Elektrische Hybridfahrzeuge fahren auf Schienen jedoch schon viele Jahtzehnte. Dieselloks haben auf Grund der hohen Anfahrkräfte kein Getriebe und keine Kupplung. Der E-antrieb kann das viel besser, effizienter und gewinnt Bremsenergie zurück. Die seriellen Hybridautos werden jedoch nicht beworben. Sind aber das Beste aus zwei Welten. Kleine Batterie für 100 bis 150 km Reichweite und Generator mit hocheffizienter Verbrennertechnologie bzw. Brennstoffzelle mit Wasserstoffbetrieb als 2. Energiequelle für Langstrecke. Die Politik sollte doch energieraubende Kupplungen, Getriebe und übertriebene Abgasvorschriften verbieten. Ich fahre den seriellen Hybrid BMW i3 mit 2 Zylinder Benzingenerator. Eine Tankstelle brauche ich selten. Bei Ladestationen brauche ich mich nicht anstellen. 240 Volt in der Garage reicht aus. Derzeit gibt es nur den Mazda mx 30 mit genialem Wankelmotor als seriellen Hybrid. Die anderen, wie Opel Ampera Bmw wurden wieder versteckt. Heute einen parallelen Hybrid, der nur den Flottenverbrauch heuchlerisch schönt, kaufen, geht nur mit geschulten Verkäufern, die einem Glatzkopf mit Erfolg und Prämie eine Haarbürste und einen Föhn andrehen. Eine Kupplung und ein Getriebe braucht in dieser Zeit niemand mehr. Übrigens serielle Hybrid sind bestens geeignet für LKW, die im Stadtgebiet abgasfrei bewegt werden können. Alles ist ausgerichtet auf entweder oder. (teile und herrsche) Dabei geht es miteinander immer besser. Eine bestimmte Lobby muss noch schnell eine unnötige Ladeinfrastruktur aufbauen. Die haben sicher noch nichts von bidirektionalen Wechselrichtern gehört, die bedarfsgesteuert ins Netz rückspeisen und Wertschöpfung generieren können.
    Die Menschheitsfamilie lässt grüßen und schließt niemanden aus. Zölle, sollten Entwicklungsländer temporär schützen. Wenn Europa durch verblödete Politik und Sanktionen diese Entwicklungshilfe braucht, geht es sicher noch weiter bergab. Die Waffenindustrie saugt weltweit Geld ab und wir schauen belämmert zu und warten auf die menschenverursachte Klimaapokalypse durch das lebenswichtige Spurengas Co2 (ca. 430ppm) Gute Nacht.

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