Die Welt eherner Wähler Donald Trumps

Die Millionen, die Donald Trump trotz des Sturms aufs Kapitol gewählt haben, bleiben weiterhin ihr größtes Risiko – bis hin zum Bürgerkrieg.

Der Chefredakteur der Schweizer Weltwoche Roger Köppel vermutete richtig im ZIB-Gespräch mit Robert Treichler vom profil wie  ich, dass Donald Trump die Wahl gewinnt. Sicher ist er der einzige deutschsprachige Chefredakteur, der das begrüßte: Es sei unsinnig, Trump als Faschisten zu verteufeln und eine Missachtung der Millionen, die ihn wählen.

Für mich sind die Millionen, die Trump trotz des Sturms aufs Kapitol wählten, das größte Risiko der bisher demokratisch so gesichert scheinenden USA. Ansonsten sollte uns das Phänomen Millionen politisch Blinder nicht fremd sein: Auch für Adolf Hitler stimmten Millionen, obwohl „Mein Kampf“ ein Bestseller war und die SA schon jüdische Geschäfte zertrümmert hatte. Die zweite Parallele: Hitlers wie Trumps Erfolg hat nicht nur viel mit Rassismus, sondern auch viel mit wirtschaftlichem Abstieg zu tun: Voran abgehängte weiße Männer geringer Bildung sehen in Trump den Präsidenten, unter dem es ihnen am besten ging.

Die Soziologin Arlie Russell Hochschild hat fünf Jahre die Trump-Hochburg Louisiana studiert, um in die Welt jener weißen, älteren, evangelikalen Männer einzudringen, die bis heute der harte Kern seiner Wähler sind. Das Ergebnis hat sie in dem Buch „Strangers In Their Own Land“ (Fremde im eigenen Land) zusammengefasst, aus dem ich hier referiere. Voran Daten: Louisiana ist der zweitärmste US-Bundesstaat und zählt zum historischen „Süden“. Zugleich ist es „Tea Party“-Land: hat diese Retro-Gemeinde USA-weit 20 Prozent – rund 40 Millionen – Anhänger, so bekennen sich in Louisiana 50 Prozent zu ihr. Vom Süden ausgehend ist die Tea Party zu Kopf, Rückgrat und Muskulatur der republikanischen Partei geworden.

Ihren Hass auf „Democrats“ und „Washington“ begründen Tea Party Anhänger etwa so:

  • Die bringen uns, die Arbeitenden, durch hohe Steuern um unser Geld, um es den Nichtstuern zuzustecken.
    Ihre Medien wollen uns vorschreiben, wie wir zu denken haben.
  • Dabei befürworten sie Todsünden wie Abtreibung oder Homosexualität und wenden sich von Jesus ab.
  • Alle republikanischen Präsidentschaftskandidaten bestreiten die Evolution, weil es Wähler bringt: Unglaubliche 42 Prozent der Amerikaner halten für gut möglich, dass Jesus 2050 auf Erden wiedergeboren wird.

Der Abstand zu den Demokraten ist überall zur Kluft geworden. Der Republikaner Dwight D. Eisenhower hat Spitzenverdiener mit 91 Prozent besteuert und massive Infrastruktur-Investitionen getätigt – Republikanern von heute sind 40 Prozent Spitzensteuersatz zu viel und sie fordern selbst bei Bildung oder Gesundheit Budgetkürzungen. Dabei sind republikanische Staaten durchgehend ärmer als demokratische und hängen weit mehr von Bundesmitteln ab: sie haben mehr Arbeitslose, mehr minderjährige Mütter mehr Kranke. In Louisiana kamen zur Armut größte Umweltprobleme: Das Wasser war durch Rückstände der Ölindustrie so vergiftet, dass Krebs ganze Familien hinwegraffte. Dennoch sind selbst Hinterbliebene mit der Tea-Party für die Abschaffung der Bundesumweltschutzbehörde EPA.

Was geht in den Familienvätern vor, die die USA so unwirtlich erleben? Hochschild beschreibt es mit einem Bild, das ihre Gesprächspartner durchwegs zutreffend nennen: Sie sehen sich in einer Warteschlange am Fuß eines Bergs, der unverändert den amerikanischen Traum verbirgt: ein Häuschen, ein Auto und Kinder, die es noch weiterbringen. Doch mit fünfzig stehen sie noch immer in der Warteschlange, obwohl sie immer hart gearbeitet haben. Der Grund kann also nur sein, dass sich andere vor ihnen eingereiht haben:

  • Schwarze, die sie weit hinter sich glaubten – weil „Washington“ ( in Wahrheit ein Urteil des einstigen Supreme Court) Unternehmen, die Staatsaufträge erhalten, vorschreibt, sie vor Weißen zu Facharbeitern auszubilden.
  • Frauen, die dieses Urteil mit schlechteren Noten als Männer studieren lässt.
    Selbst Schwule, Zuwanderer und Flüchtlinge genießen angeblich „Washingtons“ Unterstützung.
  • Wer aber unterstützt sie? Worauf können sie „politisch korrekt“ noch stolz sein? Auf ihre Arbeit – obwohl sie schlechter denn je bezahlt wird? Sind sie stolz, Weiße zu sein, gelten sie als Rassisten. Sind sie stolz, heterosexuell zu sein, gelten sie als homophob. Sind sie stolz, Christen zu sein, gelten sie als beschränkt. Sie sind Fremde im eigenen Land. Nur Donald Trump weiß sie zu schätzen. (Ende der Hochschild -Analyse.)

Tatsächlich hat Trump ihnen wirtschaftlich genützt: indem er Importe, die mit Produkten der traditionellen US-Industrie konkurrieren, mit Zöllen belegte oder unterband, sicherte er ihnen Jobs. Indem er (in Wahrheit zu Gunsten von Aktionären) die Körperschaftssteuer von 36 auf 21 Prozent senkte, bewirkte er überraschend, dass ihre Löhne stiegen, weil in einer boomenden Wirtschaft Arbeitskräfte knapp wurden.

Joe Biden, der mindestens so protektionistisch agierte und dessen Investitionen in die Infrastruktur die Wirtschaft viel nachhaltiger ankurbeln, hatte das Pech, daß eine Inflation, für die er nichts kann (ihre Wurzel war die Einigung Wladimir Putins mit der OPEC, Öl zu verknappen) seine Bilanz verhagelte – das hat mit Harris den Sieg gekostet.

 

5 Kommentare

  1. Ich bin mir nicht sicher, dass man sich nur bei Trump & Co. Sorgen um die Zukunft der Demokratie in Amerika machen könnte.

    Als das Höchstgericht von Arizona entschied, Trump von der Wahlliste zu streichen mit der Begründung, er habe am January 6 eine Insurrection geplant, lief die geballte juristische Prominenz des Milieus Sturm in Verteidigung dieser Entscheidung: Professoren von den bekanntesten Universitäten, Rechtskommentatoren auf CNN/MSCNB/CBS, Kommentatoren in den MSM, etc. Der Supreme Court müsse Arizona Recht geben um zu beweisen, dass er kein Trump Rubber Stamp ist. Die Antwort des SCOTUS war eine Ohrfeige für das Milieu: 9:0 gegen Arizona. Das Milieu reagierte darauf mit Entsetzen. Der SCOTUS müsste dringend reformiert werden. Aus dem Milieu kamen Vorschläge für das „packing the Court“, sodass auf Dauer „a lasting liberal majority“ gewährleistet wäre. Ich muss gestehen, dass ich mir schon Sorgen machte, was die geballte juristische Prominenz des Milieus beim nächsten Fall tun könnte. Eine Reform des SCOTUS vorzuschlagen, ist durchaus legitim, aber sicherlich nicht aus solchen Motiven!

    Seit Trump’s Wahl zum Präsidenten und seit dem Entstehen des Trump Derangement Syndrome’s, werden vom Milieu Free Speech und sogar die gesamte Verfassung zunehmend in Frage gestellt. Zunächst zwar nur andeutungsweise, mittlerweile ist es salonfähig, das in aller Offenheit zu tun.

    John Kerry sagte kürzlich bei einem WEF Vortrag: „If people only go to one source, and the source they go to is sick, and, you know, has an agenda, and they’re putting out disinformation, our First Amendment stands as a major block to be able to just, you know, hammer it out of existence. So what we need is to win the ground, win the right to govern, by hopefully winning enough votes that you’re free to be able to implement change … Democracies around the world now are struggling with the absence of a sort of truth arbiter, and there’s no one who defines what facts really are.”

    Diese Aussage mußte ich mir schon auf der Zunge zergehen lassen. Wir brauchen die politische Mehrheit, um das First Amendment („the major block!“) einschränken zu können? Wir brauchen möglicherweise einen „truth arbiter“, eine Art „Orwellsches Ministerium für Wahrheit“? Ein Disinformation Governance Board wurde tatsächlich installiert, aber glücklicherweise bald wieder aufgelöst.

    In diesem Milieu wurde es salonfähig, die freie Meinungsäußerung und das First Amendment sowie die Verfassung selbst offen in Frage zu stellen. Soziale Medien wurden zu einem Dorn im Auge der Milieus, weil “no one is controlling what they can say or read“. Oder: „The first Amendment is too aggressively individualist and it endangers domestic tranquility and general welfare.“ Hillary Clinton appellierte an die EU, Zensurmaßnahmen gegen Amerikaner zu ergreifen, und sagte einmal sogar, dass die Verbreiter von Desinformationen ins Gefängnis geworfen werden sollten. Elizabeth Warren argumentierte, dass Amazon Kunden in Richtung „truth books“ über Themen wie Klimawandel, Transgender-Themen usw. lenken sollte.

    Bücher und Artikel wurden mit Überschriften wie „Free Speech – America’s Achilles Heel“, „The First Amendment Is Out of Control”, „No Democracy Lasts Forever: How the Constitution Threatens the United States“, „Americans have long assumed that the Constitution could save us; a growing chorus now wonders whether we need to be saved from it”, „The Constitution Is Broken and Should Not Be Reclaimed“ geschrieben.

    Ein Harvard Professor meinte, „Democrats could change the election system to guarantee Republicans will never win another election.“ Ein Redner bei der Demokratischen Convention sagte: „We’ve got to reimagine democracy in a way that is more revolutionary than that little piece of paper.“

    Ein MSNBC Kommentator fasste sich kurz und meinte einfach, die Verfassung ist „trash; we should simply just dump it!“

    Ein Schelm, der denkt, dass hier die Demokratie beschädigt werden soll um sie zu retten!

  2. I think „liberal “ Americans have made a big mistake in ridiculing Trump supporters rather than trying to understand their daily problems and addressing these with some respect. You never get anywhere by dismissing your opponents as stupid and prejudiced – that won’t change their minds or the way they vote

  3. Ich empfehle, „Lee Greenwood – God Bless the U.S.A.“ in YouTube einzugeben und sich die Vevo Version (3:09 Minuten) anzuschauen. Dieses Lied wurde bei jeder Trump Rally beim Eintreten von Trump gespielt. Ich habe (nur die Musik) zum ersten Mal gehört beim Eintreten von Trump beim „October 7 Rememberance Event“ für jüdisches Publikum in Miami am 7. Oktober 2024. An seiner Seite die strahlende, sehr attraktive 79-jährige Miriam Adelsohn, weltweit reichste Israeli und mit 100 Mio. Dollar die größte Wahlkampfspenderin von Trump. Ich muss sagen: das hat was gehabt!

    Das Lied wurde 1984 aufgenommen, also lange bevor es einen Donald Trump in der Politik gab. Das Video zeigt eine Farmer Familie, die gerade aus wirtschaftlichen Gründen ihre Farm verloren hat. Der aufbrausende Refrain beginnt mit den Worten: „I’m proud to be an American!“ Der Text des Refrains lautet:

    „And I’m proud to be an American
    Where at least I know I’m free
    And I won’t forget the men who died
    Who gave that right to me
    And I’d gladly stand up next to you
    And defend Her still today
    ‚Cause there ain’t no doubt
    I love this land
    God Bless the U.S.A.“

    Unter den Trump Anhängern befinden sich viele neo-Nazis, White Supremacists und sonstige üble Charatère. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es bei diesem Musikvideo auch Millionen von Amerikanern, die ganz normale Amerikaner sind, warm um’s Herz wird. Das ist nicht die Welt von Superstars wie Taylor Swift, Beyoncé oder Barbra Streisand. Das ist eine ganz andere Welt. Eine Welt, auf die diese Superstars und deren Anhänger möglicherweise hinabschauen. Ich glaube aber, dass es eine Welt ist, in der sich viele Trump-Anhänger zu Hause fühlen.

  4. Bürgerkrieg und Weltuntergang!

    Wegen dem eindeutigen Wählerwillen in Amerika?

    Wegen dem Wuhanvirus?

    Wegen der Genspritze?

    Wegen der menschengemachten Co2 Klimavernichtung?

    Ja die Angstmasche nimmt neuen Anlauf.

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