War es das Ende der Rezession?

Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) und Institut für höhere Studien (IHS) halten Österreichs Rezession in ihren jüngsten Prognosen für überwunden.

Das WIFO erwartet für 2025 beim Wirtschaftswachstum ein Plus von 0,3 Prozent und glaubt, dass die Wirtschaft 2026 um 1,1 Prozent wachsen wird, das IHS erwartet, dass die Wirtschaft heuer um 0,4 Prozent und 2026 um 0,9 Prozent wachsen wird. Als Grund für die Anhebung der Wachstumszahlen verweisen sie auf die veränderte Datenlage: Laut Statistik Austria war der Zustand der österreichischen Wirtschaft schon im ersten Quartal besser als vermutet und hat dank erhöhten Konsums Wachstum ermöglicht. Das Phänomen bleibt leider zwiespältig, denn gegenüber Deutschland bleiben Österreichs Löhne weiterhin überhöht, weil dort eine weit geringere Steigerung stattgefunden hat. Dass die Institute die Zukunft neuerdings dennoch positiv sehen, begründen sie auch mit der veränderten internationalen Lage, auch wenn sie ihre Prognose diesmal mit einer Menge Fragezeichen versehen, denn 2023 und 2024 haben sie sich mit ähnlich positiven Prognosen gründlich geirrt.

Worin bestehen die internationalen Veränderungen?

  • Die EZB hat ihren sinnlos harsch erhöhten Referenzzinssatz mittlerweile gesenkt und das sollte der gesamten Wirtschaft, voran der Baukonjunktur zugutekommen. Da Österreich mit der STRABAG einen der größten Baukonzerne Europas beherbergt, sollte das für uns von besonderem Vorteil sein.
  • Die deutsche Regierung hat endgültig beschlossen, den Gemeinden 100 Milliarden Euro zur Verbesserung ihrer Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Da es sich dabei voran um Straßen und Bauwerke handelt, sollten STRABAG und Porr davon abermals überproportional profitieren.
  • Die Barriere für den Export in die USA besteht nicht nur aus 15 Prozent Zoll auf alle Waren und 50 Prozent Zoll auf Stahl, sondern aus zusätzlichen 10 Prozent, um die sich der Euro mittlerweile gegenüber dem Dollar verteuert hat. Wie sehr das unseren US-Exporten schadet, ist derzeit nicht abzuschätzen – gering wird der Schaden nicht sein, denn etwa VW hat mittlerweile bereits 10 Prozent seines US-Absatzes eingebüßt und unsere Zulieferer verlieren entsprechend mit. Als einziger Vorteil verbleibt uns, dass die meisten unserer Exportgüter Marktnischen bedienen und dass die VOEST eigene Aanlagen in den USA besitzt, deren Produktion sie ausweiten kann.
  • Da Österreichs Konjunktur so sehr von der Entwicklung Deutschlands abhängt, bleibt entscheidend, wie es mit der deutschen Rezession weitergeht. Die deutsche Automobilindustrie ist trotz ihrer aktuellen Schwierigkeiten nicht chancenlos: Auch E- Autos bestehen ja nicht nur aus Batterien, sondern aus zahllosen Teilen, die in Deutschland immer hervorragend gefertigt wurden. So konnte VW seinen Absatz von E-Autos trotz Verlusten in den USA und in China steigern, weil die Markentreue in Europa extrem hoch ist. Aber die überragenden Gewinne, die Deutschlands Schlüsselindustrie bisher abgeworfen hat, wird es nicht mehr geben und die Zahl der Beschäftigten wird sich deutlich verringern, weil E-Autos nicht zuletzt auch einfacher zu fertigen sind. Schon jetzt ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland stark gestiegen und das ist budgetär doppelt fatal: Das Steueraufkommen verringert sich, während das Ausgaben für Arbeitslose steigen. Wohin das führt, wenn es anhält, kann man in Frankreich beobachten, das dank der deutschen Billigkonkurrenz immer mehr Marktanteile verlor und damit immer mehr Arbeitslose zu versorgen hatte.

Bisher verloren in der deutschen Auto-Industrie 50.000 Menschen ihre Arbeit und Bosch, Continental und ZF haben ähnlich viele Kündigungen angekündigt. In Österreich sollte man daher mit dem üblichen Zehntel solcher Kündigungen rechnen. Betroffen scheint mir voran Magna, das bisher Autos für BMW, Mercedes und Toyota fertigte und meines Wissens derzeit nur kleine neue Aufträge aus China hat, um diese Großaufträge allenfalls zu ersetzen. Während Deutschland einen Teil der frei gewordenen Kapazitäten der Autoindustrie und ihrer Arbeitskräfte dazu nutzen kann, Panzer und Geschütze zu produzieren, ist das neutrale Österreich diesbezüglich gehandicapt.

Österreichs größtes Handicap ist freilich, dass der Staat zusätzliche Einsparungen vornehmen soll, statt das Wirtschaftswachstum durch staatliche Investitionen anzukurbeln. Es muss darauf hoffen, dass es von einem Aufschwung Deutschlands profitiert, das dieses Problem nicht zu haben scheint, billigt ihm die EU doch nicht nur zu, 500 Infrastrukturmilliarden auszugeben, sondern dazu im Wege eines Sondervermögens in zehn Jahren tausend Milliarden in Aufrüstung zu investieren, so dass es heuer scheinbar zusätzliche 200 Milliarden investieren kann. Nur dass Deutschlands Konsumenten und Unternehmen heuer 350 Milliarden sparen, das heißt nicht investieren. Bleibt also eine Investitionslücke von 150 Milliarden. Schon jetzt hat Deutschlands Wirtschaft daher wesentlich weniger Auftragseingänge und ist ein Ende der deutschen Rezession nicht abzusehen. Die von Friedrich Merz geführte Regierung aus CDU-CSU und SPD will daher dringend Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, obwohl die schon jetzt so groß ist, dass es allen anderen Staaten Märkte abgejagt und Trumps Zölle herbeigeführt hat. Ich glaube leider nicht, dass diese Politik zu einem guten Ende führt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2 Kommentare

  1. Das WIFO und IHS werden sagen was sie sagen müssen damit das stumme Volk beruhigt bleibt. Vor der Wahl war nicht einmal die aktuelle Verschuldung bekannt. Nach der Wahl die unerklärliche Überraschung. In ihren Zeilen ist auch der positive wirtschaftsbelebende Aspekt der Aufrüstung enthalten. Nach dem Krieg sind wir sicher eine kurze Weile gescheiter. Wenn Europa bzw. Deutschland die Verantwortung eines 3. WK wieder in die Schuhe geschoben werden kann, dann bleiben die angloamerokanischen Drahtzieher wieder unbekannt und erhalten vielleicht noch Nobelpreise.

    1. Deutschland wird mit Sicherheit keinen 3. Weltkrieg beginnen. Ich kann mir viel Schlimmes vorstellen, wie das „hinein schlittern“ im Rahmen einer NATO Aktion – aber dieses Szenario sehe ich nicht.

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