Die Schullandschaft eines seit Langem sozialdemokratisch dominierten Landes.
Das Schulautonomiepaket bringt Fortschritte mit sich: eine etwas vergrößerte Möglichkeit des Direktors, das Lehrerteam und Unterrichtsabläufe nach seinen Vorstellungen zu gestalten; und für kleine Schulen die Möglichkeit, sich – freiwillig – zu „Clustern“ zusammenzuschließen. Ob das wirklich die Vorteile bringt, die das Modewort suggeriert, kann nur die Praxis erweisen.
Ich halte es jedenfalls unverändert für den größten Vorzug von Bildungsministerin Sonja Hammerschmid, dass sie die ideologieschwangere Streitfrage der „Gesamtschule“ links liegen lässt und „nur“ die „bestmögliche Schule“ anstrebt. Die Vermehrung von Ganztagsschulen mit verschränktem Unterricht halte ich dabei für den bisher gewichtigsten Reformschritt.
Hätte ich noch schulpflichtige Kinder, ich versuchte dennoch, sie in einer Privatschule unterzubringen. Wie zahllose grüne oder rote Politiker bis hin zu einem Ex-Parteiobmann; wie die meisten Journalisten, die es sich leisten können.
Es ist kein Zufall, dass Privatschulen bereits zehn Prozent aller Schüler betreuen und dieser Anteil ständig wächst.
In Tirol fiele meine Wahl auf die ISK – die „Internationale Schule Kufstein“, in der auf Englisch unterrichtet wird: Ihre Absolventen beherrschen nicht nur die mittlerweile in jedem Beruf wichtigste Sprache, sondern schließen auch mit einem internationalen Baccalaureat ab.
Vor allem kenne ich den Direktor und weiß, dass er schon an dem öffentlichen Gymnasium, an dem er Deutsch und Geschichte unterrichtet hat, durch besondere Initiative auffiel. Denn nur diese besondere Initiative hat die ISK möglich gemacht: Er musste den Bedarf eruieren, einen Finanzplan erstellen, einen Kaufmann als Partner gewinnen und einen preisgünstigen Standort finden – sich rundum als Unternehmer bewähren.
Knackpunkt war die Finanzierung der Lehrer. Die Hoffnung, dass das Bildungsministerium das Projekt begrüßen und für die Lehrergehälter aufkommen würde, erwies sich ebenso als trügerisch wie die Hoffnung, dass das Land Tirol einspringen könnte.
Das Projekt schien schon gestorben, als sich doch noch ein rettender Partner fand: die Erzdiözese Salzburg.
Als „katholische Privatschule“ hat die ISK Anspruch auf die Finanzierung des Lehrkörpers durch die Republik. Es gibt also dank des Salzburger Erzbischofs Franz Lackner die erste internationale Schule im Fremdenverkehrsland Tirol. Obwohl ich aus der Kirche ausgetreten bin, könnte ich meine Enkel dort ebenso anmelden wie ein Moslem – die katholische Kirche Salzburger Prägung ist weltoffen.
Trotzdem halte ich es für unerträglich, dass nur eine katholische und nicht auch eine Waldorf-, eine Montessori- oder sonst eine gute private Schule auf diesem Wege existieren kann.
Die Republik könnte Unsummen ersparen, wenn nicht nur zehn, sondern 30 Prozent aller Schüler eine „Privatschule“ à la ISK besuchten.
Als ich in einer anderen Angelegenheit bei Sonja Hammerschmid war, habe ich sie daher gefragt, ob es Geld gäbe, um auch nichtkatholische Privatschulen durch die Finanzierung des Lehrkörpers zu unterstützen. Hammerschmid verneinte energisch: Ihre Aufgabe sei es, das öffentliche Schulwesen zu verbessern, nicht bei der Finanzierung privater Schulen zu helfen. Die erste Hälfte dieses Satzes unterstreiche ich – die zweite möchte ich hier infrage stellen.
Eine Schule wie die ISK kommt die Republik – die Steuerzahler – nämlich erheblich billiger als eine öffentliche Schule, denn Räume und Verwaltung werden letztlich von den Eltern bezahlt und zweifellos auf die kaufmännisch effizienteste Weise genutzt.
Die Republik könnte Unsummen ersparen, wenn nicht nur zehn, sondern 30 Prozent aller Schüler eine „Privatschule“ à la ISK besuchten. Die Politik hätte nur keinen Einfluss darauf, wer dort Direktor oder Lehrer wird.
Ich gehe jede Wette ein, dass die Schüler dieses privaten Schuldrittels auch Österreichs PISA-Test-Ergebnisse rasch verbesserten. Ökonomisch gesprochen: Durch die Förderung privater Schulen würde zusätzliches privates Kapital geweckt, um die bestmögliche Ausbildung so sparsam und effizient wie möglich zu finanzieren.
Ich höre schon den Aufschrei: Und die öffentlichen Schulen, die natürlich weniger Geld haben, bleiben zwangsläufig auf der Strecke. Aber das stimmt nicht: Man kann sie finanziell besser ausstatten, indem man ihnen das Geld gibt, das man einspart, weil man bei den privaten Schulen nur den Lehrkörper finanziert.
Gleichzeitig sind die öffentlichen Schulen gezwungen, die größten Anstrengungen zu unternehmen, um im fortgesetzten Wettstreit mit den privaten zu bestehen.
Bezüglich der Aufnahme sprachschwacher oder behinderter Kinder kann man sowohl den privaten wie den öffentlichen Schulen Prozentsätze vorschreiben und entsprechende Zusatzbudgets zur Verfügung stellen.
Das Schweizer Gesundheitswesen ist ähnlich organisiert: Ein Drittel privater Spitäler steht zwei Dritteln öffentlicher Spitäler gegenüber. Für die Behandlung „Armer“ oder an spezifischen Krankheiten Leidender gibt es Sonderregelungen, die Härten vermeiden. Schweizer Spitalstage sind auf diese Weise erheblich billiger als österreichische.
peter.lingens@profil.at