So macht man Kickl zum Kanzler

So macht man Kickl zum Kanzler indem man die Regierung für eine hohe Teuerung prügelt, für die sie wenig kann, maximiert man den Erfolg der FPÖ und schafft Herbert Kickl die Chance, Kanzler zu werden.

Wie zu erwarten gibt es keinen „Babler-Effekt“: Die SPÖ liegt wie zuvor abgeschlagen am dritten Platz. Dass die ÖVP nicht viel besser dasteht, sollte die SPÖ allerdings nicht trösten, sondern ängstigen: Je schlechter die ÖVP in der Gunst der Wähler abschneidet, desto eher ist denkbar, dass sie Karl Nehammer durch jemanden ersetzt, der bereit ist, mit der FPÖ zu koalieren, wenn sie der ÖVP das Finanz- und des Wirtschaftsministerium überlässt.

Woher kommt die hohe Teuerung

 Dass die regierende ÖVP in der Gunst der Wähler derzeit derart schlecht dasteht, obwohl die Regierung mit der Inflationsanpassung der Beihilfen, der Abschaffung der kalten Progression oder dem Klimaticket einiges auf den Weg gebracht hat, hat einen zweifelsfreien Grund: die  in Österreich mit 7,5 Prozent  zuletzt höchste Teuerung der Eurozone, während sie in Deutschland nur 6,4 in Frankreich nur 5,7, oder in Spanien nur 2,4 Prozent beträgt. Nur ist das nicht voran die Schuld dieser Regierung, sondern die ihrer Vorgängerinnen, die Österreich die innerhalb der Eurozone mit Abstand größte Abhängigkeit von russischem Gas beschert haben. Eine einseitige Abhängigkeit, die von den Regierungen Werner Faymanns befördert und von der türkis-blauen Regierung Sebastian Kurz` bekanntlich um einen Vertrag erweitert wurde, der die OMV bis 2040 an russisches Gas bindet (was ursprünglich freilich als gutes Geschäft erscheinen konnte).

Die Teuerungsraten von Ländern zu vergleichen, ohne zu berücksichtigen, wie sie zu ihrer Energie kommen, ist absurd.  Die Schweiz beklagt nur 1,6 Prozent Teuerung – aber nicht, weil sie die so brillant managt, sondern weil sie ihren Energiebedarf komplett mittels Atom- und Wasserkraft deckt. Deutschland, mit der nach Österreich zweithöchsten Abhängigkeit von russischem Gas, hat die diesem Umstand entsprechende zweithöchste Teuerung nachdem es auch seine letzten drei Atomkraftwerke stillgelegt hat. Frankreich, das trotz diverser Defekte über die meiste Atomkraft verfügt, steht entsprechend besser da. Spanien hat die Teuerung zwar tatsächlich auch gut gemanagt, aber Basis seiner extrem geringen Teuerung ist dennoch, dass es über Atomkraft verfügt, dass man dort im Winter kaum heizen muss und dass es sein Gas seit jeher und derzeit günstiger als aus Russland aus Algerien und Marokko bezieht.

Die Medien informieren nicht besser

Sein gutes ökonomisches Management hat der Regierung Pedro Sanchez` allerdings dennoch wenig gebracht: Sie erlitt bei den Kommunalwahlen eine herbe Niederlage und erreichte bei den jüngsten Wahlen keine regierungstaugliche Mehrheit. Das liegt daran, dass die Bevölkerung selten korrekte internationale Vergleiche anstellt, und dass es insbesondere einer populistischen Opposition des Öfteren gelingt, die gerade aktuellen Probleme, wodurch immer sie verursacht wurden, voran der Regierung anzulasten. Denn die Medien, deren Aufgabe es wäre, die korrekten internationalen Vergleiche wirtschaftlicher Leistungen  vorzunehmen und eingehend darüber zu informieren, kommen ihr selten nach: In Spaniens Berichterstattung ging  Sanchez` auch sonst glänzende  ökonomische Performance völlig neben der Aufregung unter, die ein gut gemeintes, schlecht gemachtes Gesetz hervorrief, das Frauen vor Gewalt schützen sollte. In Österreich ging völlig unter, dass die Regierung mehr Wirtschaftswachstum als anderswo generiert hat, denn auch in jeder zweiten ZIB wurde sie von den Moderatoren nur mit der überdurchschnittlichen Teuerung Österreichs konfrontiert, ohne dass darauf hingewiesen worden wäre, dass deren zentralen Ursache nicht von dieser Regierung zu verantworten ist.

Natürlich berücksichtigt die Opposition das schon gar nicht. Andreas Babler oder ÖGB- Präsident Wolfgang Katzian wissen es vermutlich nicht besser, von Hebert Kickl kann es niemand erwarten, nur bei Beate Meinl Reisinger wundert es mich etwas.

Natürlich hat die Regierung die Teuerung nicht perfekt gemanagt (ich habe sie hier im Detail oft genug kritisiert), aber ihr, wie die SPÖ das soeben getan hat, das Misstrauen auszusprechen, weil sie im Kampf gegen die Teuerung völlig versagt habe, ist eine Verzerrung der Wahrheit. Dieses Misstrauensvotum ist nicht gekonnte Oppositionspolitik, sondern nur die optimale Unterstützung des gleichlautenden Vorwurfs der FPÖ, von der niemand faire Argumentation erwarten konnte.

Nur mit der ÖVP geht es ohne FPÖ

Andreas Babler, aber auch Beate Meinl-Reisinger sollten sich überlegen, dass eine künftige Regierung, die ohne die FPÖ auskommen will, nur zusammen mit der ÖVP gebildet werden kann und dass es dazu einer nicht völlig zerstörten Gesprächsbasis bedarf.

Dass es dazu eine anderen Kultur der Kritik braucht, ist deshalb so dringend, weil demnächst ein ähnlich schmerzhaftes Problem auf die Regierung zukommt, für das sie noch viel weniger als für die hohe Teuerung kann: Die raschen Zinsanhebungen der EZB haben eine Rezession herbeigeführt und vertieft, von der Österreich auf Grund seiner intensiven Verflechtung mit dem deutschen Autoexport besonders betroffen sein wird. Auch das wird sich optimal zu unfairer Kritik eignen und dürfte der FPÖ weiteren Treibstoff liefern.

Die ÖVP als dominierende Regierungspartei mit unfairer Kritik sukzessive zum großen Verlierer der Wahlen von 2024 zu machen, gibt Herbert Kickl die in Wirklichkeit einzige Chance Kanzler zu werden, indem die ÖVP sich vom „Versager“  Nehammer trennt und einen ihrer Rechtausleger die eingangs beschriebene Regierung mit der FPÖ bilden lässt.

Österreich auf allen Linien vor Deutschland

PS: noch besser schneidet die grünschwarze Regierung an, wenn man einen längeren Zeitraum und die wirtschaftliche Gesamtperformance betrachtet: Über 12 Monate hinweg betrug die durchschnittliche Teuerung in Österreich 10 Prozent und war damit nur um 0.6 Prozent höher als die deutsche von 10.6 Prozent, obwohl Österreich doppelt so stark wie Deutschland von russischem Gas abhing. Dazu hat Deutschland dramatische kostspielige Fehler gemacht. Di Österreich vereiden konnte: Weil die Bevölkerung es forderte hat der ahnungslose deutsche Finanzminister Christian Linder die Steuern auf Benzin und Dieselgesenkt, mit dem Erfolg, dass ihm 30 Milliarden Euro an Steuern entgingen, ohne dass der Preis der Treibstoffe merklich sank – die 30 Milliarden kassierte der Treibstoffhandel. In Österreich würde die gleiche Steuern der ahnungslosen Bevölkerung, von Pamela Rendi-Wagner und insbesondere Herbert Kickl zwar auch vehement gefordert aber Finanzminister Magnus Brunner gab dem Gott sei Dank nicht nach. Er weigerte sich auf Grunde der deutschen Erfahrung auch, der weiterhin vehement  geforderten Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel nachzukommen obwohl die in Spanien Erfolg hatte. Aber in Spanien gibt es eine Vielzahl voneinander unabhängiger Anbieter von Nahrungsmitteln, so dass sicher einer davon versucht hätte, Marktanteile zu gewinnen, indem er die Preise Tatsächlich senkt. In Österreich dagegen beherrschen nur zwei Unternehmen den Nahrungsmittelmarkt, so dass die Gefahr groß ist, dass sie gesenkten Steuern in ihrer Tasche bleiben zumal wir keine starke Wettbewerbsbehörde haben.

Entscheidend aber ist es, Österreichs wirtschaftliche Gesamtperformance in Zeiten der Teuerung zu betrachten:  Österreichs Wirtschaft wuchs 2022 um 4,7 Prozent, die Deutschlands nur um 1,8 Prozent gewachsen und im 1. Quartal 1023 bereits um 0.3 Prozent geschrumpft, während  Österreichs sogar noch um 1,9 Prozent wuchs. Seither schrumpfen beide Wirtschaften, aber die deutsche weit stärker als die österreichische. Nicht dass ich der schwarzgrünen Regierung einen Lorbeerkranz flechten möchte, aber sie wie keine Regierung davor zu verdammen zeugt  vom wirtschaftlicher Ahnungslosigkeit.

 

2 Kommentare

  1. Ich habe ein Problem, wenn ein kluger und nachdenklicher Mensch wie PML die in Österreich vergleichsweise hohe Inflation so ohne weiteres dem hohen Anteil von Russengas zuschreibt, für welchen lurzerhand früheren sozialistischen Regierungen die Verantwortung gegeben wird (als wäre das ausschliesslich eine Entscheidung der Regierung – aber das nur nebenbei). Bitte erklären Sie mir, wie ein Anstieg an Kosten für Russengas iHv ca 5 Mrd Euro (plus vllt einer Mrd für sonstiges Importgas) die Hauptschuld an einer fast 10 %igen Inflation in einer Volkswirtschaft von 500 Mrd Euro haben soll? Da stecken doch zahllose Entscheidungen von Trittbrettfahren mit drin, die einfach die Gelegenheit ergriffen haben, ihre Preise überproportional zu erhöhen. Und wieso akzeptieren wir es als selbstverständlich, dass Stromerzeuger immer die Kosten des teuersten Energieträgers verrechnen, auch wenn der nureinen Bruchteil der Materialkosten ausmacht?

  2. Ach die so gute Regierung trifft keinerlei Schuld. In Zukunft wird, wenn die Vorverträge umgesetzt werden, die Regierung auch bei gesundheitlichen Notständen der WHO das Sagen überlassen. Ihr zwielichtiger Chef, hat, in weiser Voraussicht bereits eigenmächtig die Affenpocken als weltweite Pandemie erklärt, die Mitglieder und die Medien müssen dann auf Knopfdruck wieder spuren. Den Schaden muss das zahlende Volk ausbaden, da kann man dem billigen russischen Pipelinegas leider nicht die Schuld geben. Wir Europäer lassen uns die Energieader wegsprengen und sagen auch noch danke. Geht es noch blöder? Da kann Kickel natürlich Punkte sammel. Dass das Pferdeentwurmungsmittel Ivamectin doch gegen Covid 19 hilft, hat man ihm ja nicht abgenommen. Es hätte viele unsichere, leichtgläubige Menschen, nicht in die Genspritze getrieben. Die verpulverten Milliarden für die unsägliche Pandemiebekämpdung haben nichts mit der großflächigen Verarmung der Bevölkerung zu tun. Gell.

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