Die Begeisterung meines Enkels für Roboter hat mich in eine Vorstellung des Theaters “Theo” in Perchtoldsdorf verschlagen, wo unter dem Titel “Kim” ein Stück über künstliche Intelligenz uraufgeführt wurde.
Erwartet habe ich mir denkbar wenig: Wenn ein Autor sich eilig eines noch dazu wissenschaftlichen Themas annimmt, weil es gerade “in” ist, kommt normalerweise Dilettantisches heraus. Aber Florian Staffelmayrs Stück über den Roboter Kim übertrifft alle Erwartungen. Der Autor versteht wirklich etwas von künstlicher Intelligenz, und gleich ob man selbst mehr oder weniger davon versteht – nachdem man dem Stück eine Stunde lang gefolgt ist, ist man gescheiter: Man bergreift die enormen mit KI verbundenen Möglichkeiten und das kaum minder große damit verbundene Risiko. Denn das Stück kommt nicht belehrend, sondern als unglaublich lebensnahe Geschichte daher: Eine junge Frau wird für ein Projekt engagiert, bei dem der Roboter “Kim” Emotionen erlernen soll, indem er die Emotionen der jungen Frau, die gerade das Scheitern einer Beziehung erlebt hat, kopiert und speichert. Denn er soll vor allem für Vereinsamte eingesetzt werden und denen eine Empathie entgegenbringen, die ihm bisher noch fremd ist.
Die Beziehung zu der jungen Frau gestaltet sich denn auch anfangs scheinbar technisch, wenn auch ungemein witzig: Man erlebt Kims Programmierung durch das Lernprogramm und seinen (ihren) Erfolg beim Einsatz in einem Heim. Danach dreht sich das Stück: Die junge Frau verliebt sich in Kim und will nicht wahrhaben, dass es ein Roboter und kein Mensch ist. Letztlich hält sie das nicht aus und macht die Mensch-Maschine kaputt.
Das alles ist, wie gesagt, in erster Linie unglaublich witzig, ehe es ebenso berührend wird und lebt nicht zuletzt von einer hervorragenden Aufführung: Alle drei Darsteller – die junge Frau, der Projektmanager und vor allem Kim – spielen glänzend.
Für Kinder ab etwa 8 Jahren ist die Aufführung so reizvoll wie sie für Erwachsene spannend ist: sie haben ihren Spaß am Roboter, während die Eltern darüber nachdenken, was er für die Zukunft bedeutet. Leider gibt es Abendvorstellungen nur mehr am 18: Mai und am 24 Juni um 18Uhr, aber an mehrere Tagen finden um um 10 Uhr Vormittag Vorstellungen für Jugendliche statt, zu denen man auch als Erwachsener Tickets bekommen kann. In Wirklichkeit gehört eine Aufführung von solcher Aktualität dringend vom Theater der Jugend und vor allem vom Fernsehen übernommen. Besser kann man Bildung und Unterhaltung schwer verbinden.
Karten: 01 86683400 oder kontakt@theaterort.at Adresse: Perchtoldsdorf, Beatrixgasse 5a
5 Kommentare
Die KI namens Aladin hat Black Rock in den letzten Jahren zum allmächtigen Kapitalplayer verholfen. Da tut etwas empathisches Flair für die KI ganz gut.
Danke.
Dieser (unerwartete) Artikel hat mich neugierig gemacht, hab´gleich Karten bestellt, bin gespannt.
Nach der Vorstellung: das Enkerl (knappe 12) war mittelmäßig begeistert, uns zwei Alten hat’s gut gefallen. Witzig auch die Einbindung des Publikums, gleich anfangs zu Stretching Übungen, im späteren Verlauf des Stücks dann wurden wir von der KI als virtuelle Insassen eines Altersheims angesprochen.
Wir haben dann bei der Rückfahrt die Thematik der „echten Empathie“ besprochen und uns überlegt ob man, zB bei dementen Patienten , die angelernte Empathie durchaus akzeptieren könnte.
Danke für Tipp – Karten soeben bestellt.
Und darf berichten: Das war ja WUNDERBAR. Von der Idee genau so wie von der Umsetzung. Und die schauspielerische Leistung: Chapeau! Selbst Miley Cyrus will mir nicht mehr aus dem Kopf gehen 😉
VIELEN Dank für den Tipp!