Rüstung macht die EU sicherer & reicher

Hohe Rüstungsausgaben bewirken einen Teil des wirtschaftlichen Vorsprungs der USA. Das wird in einer EU, der ein US-Präsident Donald Trump droht, nicht anders sein.

 Obwohl er Wladimir Putin riet, NATO-Länder anzugreifen, die ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen, bleibt Donald Trump Favorit für die US-Präsidentschaft. Er liegt in den wahlentscheidenden “Swing states” weiter klar vor Joe Biden und wenn nichts Unvorhersehbares geschieht – Millionen Erstwähler ihn ablehnen, weil er den Klimawandel negiert- heißt der nächste US-Präsident wieder Trump. Dass Frauen ihn nicht wählen, hat er schon abgewendet: Er verspricht ein Abtreibungsverbot – aber ab der 16 Woche. Sollte er dennoch verlieren, “so gibt es in den USA keine Wahlen mehr”, ließ er zweideutig wissen: Jemandem, der mit dem Sturm aufs Kapitol den Bürgerkrieg schon einmal geprobt hat, ist zuzutrauen, ihn diesmal zu riskieren, denn ihm droht Gefängnis, wenn die USA ein Rechtsstaat unter Biden bleiben. Nicht einmal Bidens Mehrheit sichert Europa daher zweifelsfrei die militärische Unterstützung der USA – ganz abgesehen davon, dass kein US-Präsident dauerhaft einsehen wird, dass die größte Wirtschaftsregion der Welt nicht selbst für ihre Sicherheit sorgt. Dank Trump scheint angekommen, dass die EU aufrüsten muss.

Gemeinsamer Einkauf, vor allem aber die gemeinsame Produktion von Waffen ist dazu ein erster, richtiger Schritt. Denn davon hängt ab, was die Aufrüstung finanziell bedeutet: Wenn die Waffen in den USA zugekauft werden müssen, ist sie teuer und nützt nur den USA – nur wenn die Waffen in der EU produziert werden, nutzt es der EU. Denn Waffenproduktion im Auftrag des Staates ist überall ein Weg, die Konjunktur zu stabilisieren. Zwar ist das mit staatlichen Investitionen in den Klimaschutz nicht minder möglich – Biden plant sie- aber sie finden voran in den USA nicht die gleiche Zustimmung. Die EU hingegen kann sowohl in “Verteidigung” wie “Klimaschutz” investieren, sobald sie begreift, dass es Investitionen und Aufträge des Staates sind, die für ausreichend Wirtschaftswachstum sorgen. Große Investitionen des Staates setzen freilich voraus, dass er Schulden eingeht – solange man darin wie der Vertrag von Maastricht die größte Sünde wieder die Wirtschaft sieht, hat man ein Problem.

Ich will versuchen, dieses Problem zu entzaubern. Wohlstand entsteht, indem Menschen die über das nötige Knowhow und die nötigen Ressourcen verfügen, Güter und Leistungen produzieren. Das tun sie in unserem Wirtschaftssystem, wenn sie dafür bezahlt werden, das heißt einen entsprechenden Teil des Produzierten kaufen können. Der Auftrag zur  Produktion kommt von Unternehmen und von staatlichen Stellen. Je mehr es dabei um deren ureigene Aufgaben, die Herstellung und Erhaltung der Infrastruktur, die Landesverteidigung oder den Kampf gegen den Klimawandel geht, desto mehr solche Aufträge erteilt der Staat, indem er zusagt, ihre Erfüllung zu bezahlen. Dazu dient allen Beteiligten im aktuellen Wirtschaftssystem Geld, das immer auf einer Übereinkunft des Staates beruht und  das zu 90 Prozent Banken schöpfen, indem sie Kredite vergeben und das zu 10 Prozent die Notenbank schöpft, die freilich den Zinssatz bestimmt.

Die Vorstellung des Ökonomen Kenneth Rogoff, beziehungsweise der Autoren des Maastricht-Vertrages, dass dem Staat, der souverän über seine Währung verfügt, dabei eine “Schuldengrenze” gesetzt ist, trifft nicht zu  – die Grenze ist die Verfügbarkeit von Menschen mit Knowhow, von Bodenschätzen und von Energie als Ressourcen. Ich möchte die Fähigkeit des Staates, Geld herzustellen, um militärische Aufgaben zu erfüllen am Beispiel der USA illustrieren, weil es das zweifellos eindrucksvollste ist: Schon der New Deal Franklin D. Roosevelts hat die Wirtschaftskrise der Dreißigerjahre gelindert, indem der Staat in Übereinstimmung mit der Theorie John M. Keynes größere Schulden eingegangen ist. Aber vollends überwand er sie erst, als die USA, um ihre Rüstung gegen Deutschland zu finanzieren, einfach “Geld druckten” und ihre Schulden damit gewaltig vermehrten: Denn die gewaltigen Investitionen des Staates in Kampfflugzeuge, Panzer, Geschütze und Munition ließen zwar im ersten Moment nur die Rüstungsindustrie boomen, aber gleich darauf ließ die boomende Rüstungsindustrie auch die Zulieferindustrie boomen und die Menschen die in beiden Industrien gut verdienten, ließen die Konsumgüterindustrie boomen. Die US- Wirtschaft wuchs von 1940 bis1944 im Schnitt um jährlich um gewaltige 13,6 Prozent. Die USA zerbrachen nicht unter der “Schuldenlast” sondern waren am Ende dieses “Gelddruckens” die erfolgreichste Volkswirtschaft der Welt. Nicht anders wuchs Österreichs Wohlstand am stärksten unter der “Schuldenpolitik” Hannes Androsch und die Wirtschaft der EU am wenigsten, seit sie dem “Spar-Pakt” folgt.

Ein aktuelles, wenn auch nicht so eindrucksvolles Beispiel ist -leider- Putins Russland: Seine Wirtschaft schrumpfte wegen der Sanktionen 2022 zwar um 2,6 Prozent wuchs aber schon 2023 wieder weit stärker als die der EU um 2,5 und im letzten Quartal gar um 5,5 Prozent. Dass dabei nur die Waffenindustrie gewachsen ist, ist eine Halbwahrheit: Auch die boomende russische Waffenindustrie verschafft vielen Zulieferbetrieben Aufträge und lässt viele Menschen verdienen und konsumieren. Wenn Wladimir Putin in der Ukraine keinen Krieg führte, könnte er als wirtschaftlich relativ erfolgreich in die Geschichte eingehen.

 

 

 

 

 

 

 

3 Kommentare

  1. Dass ihre Aussagen nicht generell stimmen, beweist eindrucksvoll der Untergang des Deutschen Reichs. Neben Japan war Hitlers Großdeutsches Reich wahrscheinlich der am meisten hochgerüstete Staat der Welt. Und dass Kriegswirtschaft nachhaltig ist, bezweifle ich ebenso.
    Es ist die Angst vor Opfern – materiellen wie menschlichen – die Staaten davon abhält, Kriegswirtschaft zu betreiben. Denn irgendwann stellt sich heraus, was tatsächlich sinnvoll und notwendig war, um eine Gefahr abzuwenden, und wie groß der Aufwand war, der im Fall des Sieges oder der erfolgreichen Abschreckung nicht mehr erforderlich gewesen wäre, aber dennoch finanziert werden musste.
    Und wie schnell efolgt ‘danach’ die Rück-Umstellung auf Friedenswirtschaft?

  2. Sehr geschätzter Herr Lingens, sie schreiben den glorreichen Werdegang des Wohlstandes sehr wortreich. Staatsinvestitionen in Kampfflugzeuge, Panzer, Geschütze und Munition ließen die Rüstungsindustrie boomen und folglich die Zulieferindustrie, dann die Konsumgüterindustrie und die Gesamtwirtschaft. Unsere Wegwerfgesellschaft lässt auch noch die Abfallwirtschaft boomen. Soweit so richtig. Nur fragen sie die Menschen ob sie Kriege haben wollen oder lieber den Weltfrieden bevorzugen würden. Die Friedfertigen sind die absolute Mehrheit. Ihre Schlussfolgerungen passen jedoch nicht in eine friedliche Welt mit wenig CO2 Ausstoß. Das Gelddrucken für einen schlechten Zweck (Kriege) ist unintelligent. Das kann sogar die KI bestätigen. Auf die schuldenbasierende Dollarstabilität würde ich keinen Cent wetten. Auf unethische Zentralbankpolitik auch nicht. Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht.

  3. Sind Sie aich gut veranlagt in Rüstung, in Pharma, in Klimaindustrie? Ansonsten wird man das nicht vertreten können.
    Kein Politiker sollte in relevante Aktien investiert sein dürfen, schon gar nicht unbekanntermaß3n. Sind sie aber. Zuerst Pharma, dann Rüstungsindustrie und Energie/Klimaindustrie. Jeder Euro, den ein Politiker damit verdient, sich selbst zum Schaden des Gemeinwohls zu optimieren, sollte zum Bumerang für ihn selbst, aber nicht für uns werden. es ist ein Gesetz erforderlich für die Offenlegung allen Vermögens, aller wie immer gearteter Einkünfte und Anlagen, aller Beteiligungen und Investments und Immobilien, aller Lobbytätigkeiten, das muss Politikern zugemutet und abverlangt werden. Wenn der britische Premier wirklich 500 Mio Dollar in Moderna investiert hat über ein Unternehmen auf den Caymans, bevor das ok für die breite Impfe gegeben wurde, und das nix an Folgen hat, und die Presse scheint ja mittlerweile zu schweigen dazu, kann man sich das Ausmaß ausmalen, wer da aller horrend investiert war in die Maßnahmenpolitik. wiederhole:
    Zuerst Pharma, dann Kriegsindustrie und Klimaindustrie. Welcher Politiker ist wie investiert?! Offenlegung muss Pflicht sein. Selbst wenn sie es dann über Cayman machen, ich hab ja auch Steuerpolitik, selbst wenn sie oftmals hinterzogen werden. In Spanien und Frankreich sind Politiker bereits verpflichtet dazu. Ich denke, auch in Skandinavien üblich. Leider lässt sich das mit Journalistem nicht direkt machen.

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